In der Rubrik Rucksack-Reisen befinden sich Touren des Veranstalters
Rucksack-Reisen, die ich als Tourbegleiter betreut habe.
Seekajakwoche auf dem Vänern
Ausgangspunkt der Kanuwochen des Reiseveranstalters Rucksack-Reisen ist das
Aktivcamp in Stömne. Die Seekajakwoche beginnt am Samstag mit der Ankunft
der Gäste und endet Freitagnachmittags mit der Reinigung und Einlagerung
der Ausrüstung.
Die Seekajakwoche habe ich im Jahre 2007 erstmalig begleitet, und die Tour war
nicht nur für mich, sondern auch für die Gäste eine
Herausforderung.
Ankunft, Kennen lernen, Theorie und Praxis
Nach Ankunft und Frühstück gibt es gegen 10 Uhr das erste offizielle
Aufeinandertreffen von Gästen und Tourbegleiter. Der gesättigte
Gast muss jetzt etwas Theorie über sich ergehen lassen. Der Ablauf
der Reise, Jedermannsrecht mit Rechten und Pflichten, Tipps über die
benötigten persönlichen Dinge, Schwimmwestenpflicht,
Sicherheitshinweise, geplanter Ablauf der Tour und vieles, vieles mehr.
Schnell wird es aber etwas praktischer, und wir nehmen ersten Kontakt zu den
Booten und der Ausrüstung auf. Schon sieht man mehrere Fragezeichen
über den Köpfen. Wie soll denn mein Privatkram plus die
Ausrüstung plus die Lebensmittel in so wenig Stauraum passen?
Dies ist nur ein Teil der Lebensmittel, die für eine Woche mitkommen
Es wird kräftig diskutiert, lamentiert und aussortiert. 10 Rollen
Multivitamintabletten brauchen wir nun wirklich nicht. Kommen wir mit weniger
Toilettenpapier aus? Kennt jemand ein Rezept mit Corned Beef? Wie viel Kaffee-
und wie viel Teetrinker sind im Team? Mehr Vegetarier als Fleischesser? Was
macht man mit dem Trockengemüse? Darf ich als Fleischesser Sojaflocken
essen? Hat jemand bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten? Reicht das
Nutella? Passt die Schwimmweste auch farblich zu meinem Typ? Wie lang muss
ein Paddel sein? Was ist der Unterschied zwischen einem links- und einem
rechtsgedrehten Paddel? Muss die Spritzdecke so schwer drauf gehen?
Erstaunlicherweise nehmen die Seekajaks doch alles Material auf, und so rollen
wir nach einigen Stunden auf Bootswagen von der Basis aus runter zum See vor
der Haustür.
Auf die Plätze, fertig, könnte losgehen - aber Halt - erst das Vorherbild.
Am heutigen Tag steht noch ein wenig praktisches Paddel- und
Sicherheitstraining an. Nachdem wir das Camp eingerichtet haben, ziehen wir uns
Badebekleidung an und üben zuerst den Ausstieg aus einem gekenterten Boot.
Es kostet schon ein wenig Überwindung, das Boot umzukippen, denn das Wasser
ist recht frisch. Jeder schafft aber den Ausstieg.
Richtiges kentern will gelernt sein
Dann üben wir noch eine Wiedereinstiegstechnik, denn richtig aussteigen
ist schon mal schön, aber schnell wieder ins trockene Boot kommen, ist fast
noch wichtiger. Die ganze Zeit herrscht starker Südwestwind und erschwert
die Übungen etwas bzw. macht sie realistischer. Nach dem Abendessen
fallen dann alle reichlich müde in den Schlafsack und fragen sich, ob sie
wohl die richtige Tour gebucht haben.
Transfer zum Vänern nach Säffle, Wind und Wellen
Am nächsten Morgen paddeln wir zurück zum Steg, und auf dem Stück
üben wir noch das Abschleppen eines erschöpfen Paddlers per Wurfsack.
Den erschöpften Paddler darf ich spielen und die Abschlepper abwechselnd
die Reiseteilnehmer. Ein sehr angenehmer Start in den Tag.
Wir verladen die Boote auf einen Trailer und werden Richtung Süden zum
Vänern gefahren. Dort gibt es südlich von Säffle eine Slipanlage,
wo wir gemütlich einsetzen können. Wir stärken uns noch kurz
mit einem Kaffee und ein paar Broten, und dann wird es ernst. Der Wind ist nach
wie vor ziemlich stark und kommt weiterhin aus Südwest. Da der Vänern
etwa zehnmal so groß wie der Bodensee ist, entstehen also bei den
Bedingungen am Nordende entsprechend hohe Wellen. Wir entscheiden uns daher,
nicht an der Halbinsel Värmlandsnäs entlang zu paddeln, sondern am
Westufer entlang Richtung Mellerud. Das hat den Vorteil, dass wir nicht ganz
so hohe Wellen zu erwarten haben, die auch noch von vorne kommen und nicht
seitlich. Auch an dieser Küste hat man es mit vielen Schäreninseln
zu tun, und man durchquert zwei Naturschutzgebiete.
Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr.
Nach circa 3 Stunden Paddelei, in denen wir nur 7 Kilometer schaffen und von
den Wellen reichlich durchgeschüttelt werden, beschließen wir uns
einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir finden etwas Passendes am Ufer
und richten uns ein. Abends gibt es dann Chili con Carne ohne Carne sondern
mit Sojaflocken, und wir lassen die Wellen in den Erzählungen höher
und höher werden. Paddlerlatein halt.
Südwärts, der Sonne entgegen
Die nächsten Tage verbringen wir damit aufzustehen, zu
frühstücken, Zelte abzubauen, Boote zu beladen, zu paddeln, eine
Stelle für die nächste Nacht zu suchen, Zelte aufzubauen, zu kochen,
zu quatschen und in den Schlafsack zu kriechen. Wir finden gute Rastplätze
(Sandstrand mit Feuerstelle und Bank und reichlich Blaubeeren) und auch weniger
gute Plätze (zerklüftete Granitplatte mit Wasserlöchern und
Mückengarantie). Kurz gesagt. Wir erholen uns und genießen die
brüllende Stille. In weiter Entfernung hören wir die Eisenbahn und
die Straße zwischen Mellerud und Säffle. Der Wind wird von Tag zu
Tag schwächer, bzw. wir gewöhnen uns daran und sind schon fast in
den Booten zu Hause. Wir bestaunen jeden Mondaufgang und jeden sich
stundenlang hinziehenden Sonnenuntergang.
Sandstrand, Feuerstelle, Sitzgelegenheit, Blaubeeren - es fehlt nichts
Endlose Weite und bestes Wetter
Kleine Inseln ziehen vorüber
Frische Brötchen bereichern den Speiseplan
Der letzte Abend kommt zu schnell
Eine Woche kann so kurz sein
Die Woche geht viel zu schnell vorüber, und an einem Campingplatz,
westlich von Mellerud paddeln wir an Land. Dort kommt auch bald unser
Fahrzeug mit dem Trailer an, das uns und die Boote zurück nach
Stömne bringt. Eine Woche voller Erlebnisse ist vorüber.
Das Nachherbild
Links:
Reiseinformation von Rucksack-Reisen
Vita Sandars Camping in Mellerud
Seekajakforum
Das schwedische Landesvermessungsamt - die Kartenquelle
Die Arbeitsgeräte
Squall,
Storm und
Crosswind.
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