Paddeln auf der Lahn
Die Lahn entspringt im Rothaargebirge in der Nähe der Quellen von Eder
und Sieg in einer Höhe von 630m. Jahrzehntelang wurden Gäste in
den Keller des Forsthauses Lahnhof geführt, wo ihnen ein kleines Rinnsaal
als Lahnquelle verkauft wurde. Später flog der Schwindel auf und
mittlerweile gilt ein Teich in der Nähe als Quelle. Die Lahn ist 242
Kilometer lang und fließt bei Lahnstein in den Rhein. Größere
Städte am Ufer sind Marburg, Giessen, Wetzlar, Weilburg, Limburg, Diez
und Lahnstein. Die Lahn ist ab Marburg durchgängig befahrbar. Oberhalb
von Limburg sind alle Schleusen als Selbstbedienungsschleusen ausgeführt.
Ab Limburg wird man von Personal durchgeschleust. Bis auf wenige markierte
Stellen gilt ein Uferbetretungsverbot. Ob die Lahn befahren werden darf
hängt vom Pegel in Kalkofe ab. Ist der Pegelstand dort über 3,60m
so gilt ein Befahrungsverbot.
14.04.06
Karfreitag 2006 ist es dann so weit. Wir fahren nach Wetzlar. In den
letzten Tagen ist die Hochwasserwelle der Schneeschmelze durchgerauscht und der
Pegel in Kalkofe ist wieder bis auf 2,70cm runter. Von der Seite also
grünes Licht.
Die Wettervorhersage ist zwar mehr als bescheiden aber im Boot sitzend macht
einen fieser kalter Regen ja nicht so viel aus.
Startplatz in Albshausen
Unterhalb von Wetzlar bei Flußkilometer 19 steigen wir an der
Schleuse Oberbiel in die Boote. Das Auto haben wir am Park and Ride Platz in
Albshausen geparkt. Nach knapp einem Kilometer kommt schon die zweite Schleuse
Oberbiel und wir machen uns mit der Bedienung der Schleuse vertraut. Da es
zu Tal geht muss erst die Schleusenkammer geflutet werden. Dafür
müssen die unteren Tore und Schütze geschlossen sein. Danach werden
die oberen Schütze geöffnet und wenn die Kammer vollgelaufen ist,
lassen sich die oberen Tore öffnen. Man fährt in die Schleuse ein
und schließt die oberen Tore und Schütze. Nun öffnet man die
unteren Schütze und es geht abwärts. Ist der Wasserdruck ausgeglichen
lassen sich die unteren Tore öffnen und man kann hinausfahren. Gut, wenn
man wie wir einen Kanadier dabei hat, denn dort kann man natürlich
schneller aussteigen und er lässt sich auch solo paddeln. Ist man alleine
unterwegs, sollte man ein langes Seil mitnehmen und sein Boot durch die
Schleuse treideln oder umtragen.
Auf der Lahn
Auf flotter Strömung fahren wir bis zur nächsten Schleuse
Löhnberg bei Kilometer 36. Hier geht das schleusen schon richtig routiniert
ab. Bei Kilometer 40 fahren wir in Weilburg durch den 200 Meter langen
Schifffahrtstunnel, an dessem Ende wieder eine Schleuse auf uns wartet. Wir
fahren noch bis Kilometer 44, wo wir auf dem Campingplatz Odersbach unsere
Zelte aufbauen. Abends fängt es dann an zu regnen.
Schifffahrtstunnel in Weilburg
Oft helfen Passanten beim schleusen
15.04.06
Gegen halb elf sitzen wir wieder in den Booten. Das Wetter ist gar
nicht so übel. Ab und zu schaut sogar die Sonne heraus. Kurz nach dem
Campingplatz wartet direkt die erste Schleuse auf uns. Die Schleuse
Kirschhofen. Die Schleuse ist leider defekt, da wohl das obere Holztor
ausgewechselt werden soll. Also heißt es umtragen. Eigentlich kein
Problem. Allerdings machen es uns die mit uns am Campingplatz gestarteten
Kanuten und die steilen Treppen nicht leicht, so dass die ganze Prozedur doch
länger dauert.
Umtragen der Schleuse Kirschhofen
Mit flotter Strömung geht es weiter
Die nächste Schleuse (Fürfurt) bei Kilometer 51 ist ebenfalls defekt.
Laut Jübermann Karte soll man auch nicht am Wehr umtragen und die Treppe
an der Schleuse soll sehr steil sein. Wir entscheiden uns am linken Ufer entlang
umzutragen. Ein Fehler. Der Weg ist dort sehr lang und während des
tragens sehen wir, dass es am Wehr sehr viel leichter gewesen wäre. Hier
machen wir erst einmal eine Mittagspause.
Einfacher wäre das umtragen am Wehr gewesen
Ab Fürfurt geht es dann flott weiter bis zur Schleuse Villmar bei
Kilometer 62,5. Hurra. Sie funktioniert.
Der für Kletterer leider gesperrte Konradfelsen
Anfahrt auf Runkel
Kurze Zeit später gibt es bei
Kilometer 65 noch eine funktionierende Schleuse in Runkel. Der Campingplatz
Runkel gefällt uns nicht und es ist auch noch ein wenig früh. Wir
paddeln also weiter bis Kilometer 76 und landen am Campingplatz in Limburg am
rechten Ufer an.
Der Campingplatz in Limburg
Dort bauen wir unsere Zelte auf und dazwischen spannen wir
unsere Plane, da es schon sehr nach Regen aussieht. Wir kochen uns ein paar
Tortellini mit Käsesahnesoße. OK. Es waren ein paar mehr und wir
versuchen zu viert 1kg Tortellini zu verzehren und schaffen es auch fast.
Vollgestopft und mit dem Gefühl nie wieder etwas essen zu müssen
gehen wir noch ein wenig nach Limburg hinein und schauen uns vor dem Dom das
entzünden der Osterkerze an.
16.04.06
Es regnet und hört nicht auf. Wir frühstücken unter
unserer Plane.
Unser regenfester Frühstücksplatz
Gegen 11 Uhr sind wir in den Booten und lassen uns direkt nach dem
Campingplatz durch die Schleuse Limburg schleusen. Ab hier sind alle Schleusen
mit Bedienpersonal versehen. Wir erreichen bei Kilometer 83 die Schleuse Diez
und haben Pech. Es ist zehn Minuten nach zwölf. Von 12:00 bis 12:30 ist an
allen weiteren Schleusen Mittagspause. Umtragen wollen wir aber auch nicht. Wir
ziehen uns dann noch den Unmut des Schleusenwärters zu, da wir nicht am
Schild halten, sondern bis zur Schleuse vorfahren und dort warten. Tja, nun
wissen wir, was der waagerechte schwarze Balken im roten Quadrat zu bedeuten
hat.
Eine der bedienten Schleusen
Es geht vorbei an Fachingen. Hier beginnt ein sehr schöner
Flußabschnitt. Es gibt mal keine Straße in Hörentfernung. Der
Regen hat auch etwas nachgelassen. Die nächste Schleuse ist bei Kilometer
92 die Schleuse Cramberg. Dort wird für ein Wasserkraftwerk einiges an
Wasser aus der Lahn entzogen und durch den Berg geleitet. Wir umrunden auf fast
stehendem Gewässer den Berg und fahren durch die Schleuse Scheidt bei
Kilometer 97. Der Schleusenwärter ist jetzt schon der zweite, der und den
Gasthof "Zum Lahntal" als Übernachtungsplatz empfiehlt. Erst kommt aber
bei Kilometer 98,5 der Auslauf des Wasserkraftwerkes. Ab hier gibt es auch
wieder ein wenig Strömung auf dem Fluß. Bei Kilometer 102 sind wir
in Laurenburg und wir beschließen am empfohlenen Gasthof unsere Lahntour
zu beenden. Dort genehmigen wir uns ein warmes Essen und einige kalte Biere.
Gasthof Lahntal
17.04.06
Wir fahren ab Laurenburg über Limburg zurück nach
Albshausen und dann per Auto wieder nach Laurenburg, wo wir die Boote aufladen.
Auch heute ist das Wetter sehr abwechselungsreich und so einige Regenschauer
ziehen durch.
Abfahrt aus Laurensburg
Fazit:
Das Wetter war bescheiden und die Wassertemperatur war mit ca. 6 Grad so, dass
man nicht gerne gekentert wäre. Dafür hatten wir den Fluß trotz
des langen Wochenendes fast für uns alleine. Das soll wohl an späteren
langen Wochenenden nicht der Fall sein. Da kann es dann an den Schleusen
wohl schon mal was länger dauern. Die Campingplätze haben generell ab
dem 1. April geöffnet. Man muß sich aber oft damit abfinden sein
Zelt zwischen Wohnmobilen abzustellen. Optimal ist die Rückkehr zum Auto.
Die Bahn fährt bis auf wenige Stellen die ganze Zeit am Ufer entlang, so
dass man seine Tour an jedem beliebigen Bahnhof abbrechen kann. Wir haben am
Ostermontag ca. 1.5 Stunden über Limburg zurück bis nach Albshausen
gebraucht.
Links:
Pegelstand in Kalkofen
Campingplatz Odersbach, Tel.: 06471-7620
Campingplatz Limburg, Tel.: 06431-22610
Gasthof "Zum Lahntal"
Jübermann Kartographie und Verlag
Luftbild der ersten Etappe von Oberbiel nach Odersbach
Luftbild der zweiten Etappe von Odersbach nach Limburg"
Luftbild der dritten Etappe von Limburg nach Laurenburg
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