Einmal Nordkap und zurück
Dank der Geburt unserer Tocher Ida im Jahr 2011 stehen mir im Mai und
Juni 2012 acht Wochen Elternzeit zur Verfügung. Meiner Frau und mir
ist schnell klar, dass wir die Zeit nicht zuhause verbringen wollen.
Beide sind wir Skandinavien Fans und so fangen wir schon Monate vorher
mit der Recherche an, was uns in Norwegen und Schweden im Mai an Wetter
und Klima erwarten wird.
Schnell steht fest, dass wir mit unserem PKW fahren werden und kein
Wohnmobil mieten, außerdem wollen wir zelten, wann immer es geht.
Der kleine Kombi tschechischer Produktion wird um eine Dachbox und
Schneeketten erweitert. Wir hoffen aber, die Schneeketten nicht nutzen
zu müssen. Kurz vorher lassen wir noch eine ohnehin fällige
Inspektion durchführen.
Von den vielen Möglichkeiten, nach Norwegen oder Schweden zu kommen,
entscheiden wir uns für die Fähre von Kiel nach Oslo.
Wir buchen die Fährüberfahrt online 3 Monate vorher und so
bekommen wir mit PKW, 2 Erwachsenen und 2 Kleinkindern eine Innenkabine
für 130€. Der Preis ist unschlagbar und da wir eh kein
bestimmtes Ziel haben, aber das Nordkap im Hinterkopf nagt, ist
Oslo ein guter Ausgangspunkt.
Nun planen wir ausgehend von Oslo so langsam eine Route. Für
Norwegen stehen uns die beiden Velbinger Reiseführer zur
Verfügung, außerdem eine große Skandinavienkarte
und natürlich das Internet.
Wir wollen von Oslo nach Stavanger und dort auf den Preikestolen
klettern. Dann weiter möglichst küstennah auf der E6 hoch in
den Norden. Wir halten uns die Option offen, je nach Schneebedingungen
nur bis Bodø selber zu fahren und dann auf die Hurtigruten
Schiffe umzusteigen. Das soll ohne Voranmeldung gehen.
Vom Norkap Richtung Süden wollen wir dann durch Schweden die
Inlandsroute nehmen und in Idre einen Zwischenstopp einlegen.
Außerdem wollen wir im Glaskogen ein paar Tage verbringen
und Stockholm steht auch noch auf der Interessenliste.
28.04.2012 Von Duisburg nach Kiel
Nach der gestrigen ersten Doppelgeburtstagsfeier für
Ida und ihren Papa beladen wir nun das Auto. Dachbox auf´s Auto.
Dort kommen hauptsächlich die leichten Gegenstände, wie
Schlafsäcke, Isomatten und Klamotten rein. Dinge also, an die man
nicht tagsüber heran muss. Das Zelt, ein Hagloefs Tipi, die
Küchenausrüstung und eine Gitterbox mit Lebensmitteln kommen
in den Kofferraum. Ein kleiner Buggy kommt in den Fussraum der Kinder
und der restliche Stauraum wird mit Windeln, Feuchttüchern,
Kinderspielzeug und Kleinkram gefüllt. Erics Laufrad passt leider
nicht mehr rein, darauf muss der kleine Mann in den nächsten
Wochen also verzichten. Für Recherchen vor Ort kommt ein kleiner
Laptop ins Gepäck, und um den laden zu können haben wir
einen kleinen 220V Umsetzer unterm Beifahrersitz, da wir nicht
wissen, wie häufig wir Zugang zu Strom haben werden. Auf dem Laptop
sind eine Menge Kinderfilme, falls es einmal langweilig werden sollte.
Auto gepackt, es kann losgehen
Wir - das sind Carsten, Tanja, Eric (3) und Ida (1) - verlassen Duisburg
gegen 17 Uhr und steuern mit Kiel unser erstes Zwischenziel an. Dort
verbringen wir die Tage bis zur Fährabfahrt bei den Großeltern.
Teil 1 - Der Weg zum Nordkap
02.05.2012 Von Kiel nach Oslo
In Kiel ist blauer Himmel und Sonnenschein, als wir uns gegen halb elf
auf den Weg zum Norwegenkai machen, von wo die Color Line Fähre nach
Oslo startet. Das Einchecken verläuft schnell und problemlos, und
gegen 13:15 Uhr dürfen wir das Fahrzeug schließlich auf Deck 4
abstellen. Bepackt mit den Klamotten für eine Nacht begeben wir uns
auf Deck 10, wo wir unsere gebuchte 2-Bett-Kabine beziehen. Die Kabine
ist mit Flachbildfernseher und Duschbad gut ausgestattet, und wir haben
nicht das Gefühl, in einer Innenkabine gefangen zu sein.
Pünktlich um 14 Uhr legt die Fähre ab, was nicht nur wir vom
Sonnendeck aus beobachten wollen. Nach Erreichen der Außenförde
gehen wir das Schiff erkunden. Die Spielecke für die Kinder ist ein
Riesenflop. Ein bunter Raum, der mit ein paar Stapelpolstern und einem
Flachbildschirm ausgestattet ist, auf dem die ganze Zeit irgendwelche
englischsprachigen Comics laufen, ist nicht gerade das, was in der
Beschreibung der Color Line Reederei zu finden ist. Schade. Das Abendbrot
genehmigen wir uns in der Burger- und Sportsbar auf dem Sonnendeck, wo wir
für ca. 30 Euro drei Portionen Pommes, zwei Burger und zwei Softdrinks
erhalten. Willkommen in Norwegen!
Auf der Fähre
Gegen 18 Uhr ist die Store Belt Brücke zu sehen, deren Unterfahrt wir
natürlich nicht verpassen wollen. Der Wind ist trotz des schönen
Wetters mittlerweile unangenehm kalt und der Aufenthalt an Deck kein
Vergnügen mehr, also entschließen wir uns bereits um 19 Uhr, in
die Kabine zu gehen. Eric schläft auf der Isomatte neben dem Doppelbett,
Ida darf zwischen uns liegen.
3.5.2012 Oslo - Kristiansand
Um 6.30 Uhr ist die Nacht für uns dank Ida beendet. Wir verspeisen die
mitgebrachten Butterbrote und packen unsere Sachen zusammen. Nach einem Kaffee
für uns und einem Apfelsaft für Eric begeben wir uns in die Observatory
Lounge, um einmal nach vorne aus dem Schiff zu schauen. Da hier aber Verzehrzwang
herrscht, gehen wir nach einem kurzen Rundumblick wieder hinunter zum Sonnendeck
und dann aufs Achterdeck, wo wir in der Morgensonne den Oslofjord auf uns wirken
lassen können.
Noch bevor das Schiff angelegt hat, müssen wir aber bereits
beim Auto sein, was mit Buggy und voll bepackt eine logistische Herausforderung
wird, da die Aufzüge zu den Autodecks ziemlich überfüllt sind.
Das Schiff hat schon angelegt, als wir endlich am Fahrzeug sind. Wir reihen uns
in die Schlange der Fahrzeuge ein, die nichts zu verzollen haben. Nach einer
weiteren halben Stunde Wartezeit fragt uns eine blonde Zollbeamtin, was wir
denn in Norwegen vorhätten, ob wir angeln wollten und wie viele Zigaretten
und Alkohol wir dabei hätten. Nach wahrheitsgemäßer Beantwortung
der Fragen lässt sie uns ohne Passkontrolle einreisen, wir sind endlich da:
HEJ NORGE!
Wir lassen Oslo, das wir beide schon kennen, rechts liegen und fahren direkt in
Richtung Kristiansand. Obwohl wir zügig vorankommen, brauchen wir trotzdem
rund 5 Stunden für die Strecke, die mit Blitzanlagen gespickt ist und aus
unzähligen mautpflichtigen Abschnitten besteht. Ein neu ausgebautes
Teilstück der Autobahn verkürzt die Anreise um eine halbe Stunde.
Unterwegs checken wir noch, welchen Campingplatz wir ansteuern wollen und
entscheiden uns für das im Reiseführer empfohlene Kristiansand
Feriesenter.
Kristiansand empfängt uns mit warmen Temperaturen und Sonnenschein, doch die
nur mit Bikini bekleideten Mädchen, die wir im Kristiansand Feriesenter sehen,
übertreiben es unserer Meinung mit dem Sommerfeeling dann doch etwas. Wir
dürfen uns unseren Zeltplatz auf dem mit Dauercampern überfüllten
Platz selbst suchen und finden einen schönen Platz direkt am Wasser.
Erster Campingplatz in Norwegen
Die sanitären Anlagen sind sehr sauber und zu unserer Begeisterung gibt es
einen Familienwaschraum mit Kindertoilette, Babybadewanne und Kinderdusche. Leider
ist der eigentlich schöne Spielplatz mit Riesen-Hüpfkissen sehr verdreckt.
Hoffentlich nur ein Vorsaisonsproblem.
4.5.2012 Kristiansand - Jørpeland
Nach einer ruhigen Nacht packen wir alles zusammen und brechen in Richtung Stavanger
auf, denn wir wollen zum Preikestolen am Lysefjord. Es ist sonnig, und wir sind
guter Dinge. Die Fahrt zieht sich endlos, und wir merken, dass 300 km Entfernung
nicht gleichbedeutend mit 3 Stunden Fahrt sind. Nach rund 5 Stunden und zwei
Fährüberfahrten erreichen wir schließlich Jørpeland, wo wir
für zwei Nächte unser Zelt aufschlagen wollen.
Fährüberfahrt
Der vom Reiseführer
empfohlene Campingplatz Camping Solvik liegt sehr schön am Wasser mit Blick
hinüber nach Stavanger, aber von dem beschriebenen Spielplatz ist nichts zu
sehen. Die Waschräume sind nicht gesäubert, und auch der Aufenthaltsraum
ist etwas heruntergekommen, dafür hat uns die Campingplatzbetreiberin nur
100 NOK pro Nacht in Rechnung gestellt, da es noch Vorsaison ist. Der Aufenthaltsraum
ist geheizt und neben Kochgelegenheiten zudem mit einer Sitzgruppe ausgestattet.
Und da wir die einzigen Camper hier sind, können wir den Raum komplett für
uns nutzen. So ist es bei den niedrigen Temperaturen und dem starken auflandigen
Wind gut auszuhalten.
5.5.2012 Preikestolen
Heute wollen wir auf den Preikestolen. Der Himmel zeigt sich uneins, dunkle Wolken
wechseln sich mit sonnigen Abschnitten ab. Als wir vom Campingplatz losfahren,
beginnt es zu schneien. Das kann ja heiter werden. Zum Parkplatz des Preikestolen
sind es rund 8 km, der Parkplatz kostet mittlerweile 100 NOK und Alternativen
zum Abstellen des Fahrzeugs gibt es nicht. Wir ziehen uns warm an, da wieder dunkle
Wolken aufziehen, und auch die Kinder werden doppelt und dreifach eingepackt, da
sie sich in den Kraxen nicht bewegen und schneller auskühlen können. Ich
nehme Eric auf die Schultern, Tanja nimmt Ida, und dann geht es los.
Der Aufstieg soll laut Informationstafel rund 2 Stunden dauern. Das erste
Stück ist bereits eine Herausforderung, da es steil bergan geht.
Zwischendurch gibt es Stellen an denen es über große Felsblöcke
geht. Insgesamt kein einfacher Weg. Wir erreichen trotzdem das Plateau und
machen dort ein paar Fotos von uns und dem Lysefjord. 1999 ist mir der Aufstieg
leichter gefallen, aber da hatte ich kein 20kg schweres Kind auf dem Rücken.
Der Preikestolen
Der Rückweg zieht sich, es gibt noch einige Schneeschauer, aber zurück
am Auto knallt die Sonne vom Himmel. Was interessant zu beobachten war bei dieser
Wanderung: Menschen mit falscher Ausrüstung klettern über Felsblöcke,
dass einem Angst und Bange wird.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz kaufen wir noch schnell im Ort ein, und wir
sind dankbar, die einzigen Campinggäste zu sein, denn wir können gemeinsam
die Damendusche nutzen und uns dort aufwärmen. Der Abend ist sehr kurz, und wir
sind froh, in die Schlafsäcke sinken zu können.
6.5.2012 Jørpeland - Røldal
Gegen halb acht wachen wir allmählich auf und schauen ins helle Zelt. Es regnet
kurz, wie schon die halbe Nacht immer mal wieder. Als wir das Zelt öffnen, sehen
wir, dass vor dem Eingang Schneegraupel liegt. Das verspricht heiter zu werden,
denn wir sind ja noch weit im Süden. Wir frühstücken im Aufenthaltsraum,
in dem drei spät angereiste Franzosen geschlafen haben. Ihnen war es mit ihren
Quechua Schlafsäcken im Zelt zu kalt gewesen.
Um 10 Uhr haben wir alles verstaut und starten gen Norden. Die Fahrt über die
RV 13 ist fast durchgängig spektakulär, steile Felswände, Seen, Schafe,
Schneeschauer begleiten uns. Das erste Etappenziel ist Hjelmeland, wo wir auf die
Fähre nach Nesvik warten müssen. Die RV 13 schlängelt sich an hohen
Felswänden entlang, wir passieren zig Tunnel und fahren entlang einer Seenlandschaft
nach der anderen. Atemberaubende Landschaft. Die Kinder schlafen derweil, so dass wir
unsere Ruhe haben und geniessen können.
Je näher wir Röldal kommen, umso verschneiter wird es. Die Berghänge
und mittlerweile auch die Straßenränder sind noch schneebedeckt. Wir
entscheiden uns, in Röldal auf den Seim Campingplatz zu gehen und eine Hütte
zu nehmen, denn bei Tagestemperaturen um die 5 Grad wird die Nacht garantiert lausig kalt.
Die Vermieterin ist sehr nett und erklärt in unfallfreiem Englisch, dass das Wetter
für diese Jahreszeit verrückt spielt. Dieser Schneeeinbruch war nicht zu erwarten,
sei aber zur Zeit in ganz Norwegen so. Das verspricht ja einiges für die Weiterfahrt.
Unsere erste Hüttenübernachtung
Die Hütte kostet uns 400 NOK. Da bereits eine Nacht zuvor jemand hier genächtigt
hat, ist sie noch warm. Bei Sonnenschein räumen wir die geräumige Hütte ein,
und dann beginnt das Schneetreiben. Es war die richtige Entscheidung.
Zum verspäteten Mittag gibt es eine Buchstabensuppe - Eric kann schon mal lesen lernen -
und zuvor noch den Rest chinesische Reispfanne vom Vortag. Ein Ausflug zum Spielplatz und zum
Röldalsee bleibt für den Nachmittag die einzige Attraktion, denn immer wieder
einsetzender Schneefall lässt nicht mehr zu, also bleiben wir in der Hütte und
vertreiben uns mit den Kindern und der Spielebox die Zeit.
7.5.2012 Röldal - Bergen
Nach dem Frühstück packen wir das Auto von Grund auf neu und säubern
die Hütte, ehe wir gegen 10 Uhr los fahren.
Der Weg führt uns zunächst ein Stück zurück auf der E 139 und durch einen
langen Tunnel, der sich in Kurven innerhalb des Berges hinaufschlängelt. Es ist kalt und
schneereich, aber sonnig. Auf der E 13 nach Odda passieren wir die Doppelwasserfälle
"Latefoss", wo wir einen Fotostopp einlegen. Danach geht es weiter gen Norden, durch
Odda hindurch auf der Ostseite des Sörfjords entlang. Die Hardangervidda ist allseits
präsent mit ihren schneebedeckten Kuppen, doch hier unten blühen schon die
Obstbäume, für die diese Gegend bekannt ist.
Kurz vor Eidfjord sehen wir das neue Brückenbauwerk, dass Brimnes mit Bruarvik verbinden soll,
es soll im Juni 2013 fertig gestellt sein. Wir müssen daher noch die Fähre nutzen, die
uns direkt vor der Nase davon fährt. Also müssen wir eine Stunde warten, dafür
stehen wir als erste in der Schlange.
Noch fährt die Fähre aber im Hintergrund wird schon die Brücke gebaut
Die Überfahrt nach Bruarvik dauert gerade mal 10 Minuten, so dass wir um 13 Uhr auf der
anderen Seite endlich in Richtung Westen weiterfahren können. Die RV 13 geht später
in die E 16 über, und wir durchfahren den 7 km langen Villaviktunnel, der zur Abwechslung
mal keine Maut kostet. Was die diversen kleineren Mautbeträge angeht haben wir uns dagegen
entschieden, unsere Kreditkartendaten anzugeben und uns anzumelden. Wir zahlen die
Kleckerbeträge auch nicht vor Ort, sondern warten später zuhause auf die Post vom
Inkassounternehmen. Die kam dann auch nach zwei Monaten in Form von diversen Einzelbriefen.
Hinter Voss wird das Wetter schlechter, bis wir schließlich durch strömenden Regen
fahren. Die Kinder werden unruhig, und wir sind froh, als wir endlich kurz vor Bergen den
Campingplatz Lone Camping erreichen. Es ist mit 4,5 Grad doch etwas frisch und gemeinsam
entscheiden wir, dass wir wieder eine Hütte für die nächsten 2 Nächte
buchen wollen. Die Dame an der Rezeption, die zur Shell-Tankstelle gehört, bietet uns
ihre billigste Hütte an, die mehr als spartanisch ausgestattet ist. Zwei Doppelstockbetten,
ein Tisch mit 4 Holzstühlen und eine Küchenzeile ohne fließendes Wasser.
Keine Töpfe, Geschirr oder Besteck! Also müssen wir uns mit unserer Ausrüstung
aushelfen. Wasser holen wir per Kanister vom Sanitärgebäude.
Nach dem Einrichten gehen wir einkaufen. Der Supermarkt befindet sich direkt neben der
Tankstelle und ist relativ günstig, auf der anderen Strassenseite gibt es zudem
noch einen Spar-Markt.
Der Spielplatz direkt neben der Hütte und der kleine Zoo mit Kaninchen und Ziegenbock
haben es Eric angetan, aber auch das Steine Werfen in den See, den wir von unserem
Küchenfenster aus sehen können, findet er spitze. Mittlerweile spüren
wir auch die länger andauernden Tage, es dämmert erst gegen 22 Uhr.
8.5.2012 Bergen
Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, und wir zweifeln,
ob die Entscheidung, eine Hütte zu buchen, wirklich die Richtige gewesen ist.
Egal. Wir packen die Sachen für einen Tagesausflug zusammen und fahren nach
Indre Arna, wo wir das Auto am Bahnhof kostenlos abstellen und mit der Regionalbahn
nach Bergen fahren können. Die Tickets bekommen wir problemlos am Automaten
und sind zwei Minuten später schon im Zug. Die Fahrt ist unspektakulär,
da der Zug direkt nach Abfahrt aus Arna in einen Tunnel einfährt und erst
kurz vorm Bahnhof Bergen nach nur rund 10 Minuten wieder aus ihm herausfährt.
Entspannt verlassen wir den Zug und lassen Ida und Eric erst einmal laufen.
Auch in Bergen scheint die Sonne, so dass der Weg vom Bahnhof zum Hafen angenehm
und freundlich wirkt. Unser erster Weg führt uns zur Touristeninformation,
die sich in einem modernen Würfelbau am Hafen präsentiert. Wir schauen
nach Broschüren, die uns für die Weiterreise gen Norden hilfreich sind,
und nutzen das freie WLAN. E-Mails abrufen und ein kurzes Lebenszeichen nach
Deutschland schicken klappen problemlos.
Die Bryggehäuser
Danach machen wir uns auf zu den Holzhäusern von Brygge. Ein alter Norweger
fragt uns, woher wir kommen, und erzählt uns von der Geschichte Brygges,
dass es ursprünglich Deutsches Brygge geheißen habe und im zweiten
Weltkrieg nur knapp der Zerstörung durch Luftangriffe entgangen ist. Dann
lässt er uns die Altstadt allein erkunden und wendet sich anderen Touristen
zu.
Von Brygge geht es weiter zur Rosenkrantzfestung. Mittlerweile hat sich der
Himmel bezogen und es wird unangenehm kalt. Während wir uns die Festung anschauen,
geraten wir unter Salut-Beschuss. Im Hafen läuft
ein Schiff der norwegischen Marine ein, und auf einem Steg versammelt sich die
Veteranenelite der norwegischen Armee. Wir ziehen weiter nach Bergen hinein und
kehren auf den Tipp einer norwegischen Mutter hin im Einkaufszentrum Galeriet ein.
Das Selbstbedienungsrestaurant hat einen eigenen Kinderspielraum, der zwar
Spielzeugtechnisch nicht viel hergibt, aber zum Herumtoben für unsere Kids
vollkommen ausreicht. Wir kommen schnell ins Gespräch mit zwei Vätern,
deren 11 Monate alte Söhne mit Ida und Eric spielen. Als wir das Einkaufszentrum
verlassen, beginnt es zu regnen. Typisch Bergen! Wir entscheiden uns, die Bahn
zurück nach Arna zu nehmen. Da wir die Rückfahrttickets bereits in
der Tasche haben, können wir in den nächsten Regionalzug springen, die
halbstündig fahren.
In Arna gießt es Bindfäden, und nach einem kurzen Einkauf direkt neben
dem Bahnhof fahren wir zum Campingplatz, um die Kinder in der Hütte spielen
zu lassen. Es ist so stürmisch und regnerisch geworden, dass nur in kurzen
Regenpausen an Klogänge oder Spielplatz zu denken ist. Als die Kinder endlich
um 21 Uhr schlafen, planen wir die weitere Fahrt.
9.5.2012 Bergen - Stryn
Am nächsten Morgen gießt es immer noch! Wir gehen mit den Kindern in
den Familienwaschraum und duschen, ehe wir frühstücken und dann das Auto
beladen. Um 10 Uhr kommen wir vom Platz. Die Landschaft
unter den schweren Regenwolken begeistert uns immer mehr. Zur Mittagszeit machen wir
einen Stopp in Förde, wo wir in einem großen Einkaufszentrum einen Kaffee
und belegte Brote genießen, während die Kinder mit einer Holzeisenbahn
spielen, die neben dem Cafe aufgebaut ist. Da der Tag noch jung ist und der Ort
wenig einladend auf uns wirkt, verlassen wir
Förde bereits nach einer Stunde wieder und fahren weiter nach Stryn. Der Himmel
reißt auf und die Sonne beleuchtet die spektakuläre Landschaft. Es macht
Spaß, hier zu fahren und zu schauen.
In Stryn suchen wir zunächst den Campingplatz und geraten auf der RV 15 in eine
große Baustelle. Hier fällt uns ein Schild auf, das den Autofahrern mitteilt,
dass die Strecke nach Geiranger gesperrt sein soll und der Tunnel zur E6 nur vier
Mal am Tag passiert werden kann. Da hilft nur eins: Die Touristeninformation. Nachdem
wir endlich Stryn Camping im Ortszentrum gefunden und in einem Nachbarhaus 150 NOK
für die Zeltübernachtung bezahlt haben, gehen wir einkaufen und suchen die
Touristeninformation auf, die leider schon geschlossen ist. Als wir einen kleinen
Spielplatz gefunden haben und die Kinder spielen lassen, beginnt es zu regnen, so
dass wir zügig zurück zum Campingplatz gehen. Im Gemeinschaftshaus, in
dem sich die Toiletten und Duschen befinden, gibt es eine volleingerichtete Küche
und Eßplätze, allerdings ist es noch sehr unordentlich. Hier richtet man
sich erst allmählich auf die kommende Saison ein.
Stryn Camping
10.5.2012 Stryn - Valsöyfjord
Die Nacht ist teilweise stürmisch gewesen, aber morgens ist es trocken. Wir
frühstücken draußen auf der Picknickbank in der Morgensonne. Dann
geht es zur Touristeninfo, wo uns mitgeteilt wird, dass die Straße nach Geiranger
tatsächlich gesperrt ist. Um nach Trondheim zu kommen, empfiehlt uns die nette
Dame die Straße zur E6, die aber nur 4 mal am Tag für den Bus und
Kolonnenverkehr geöffnet ist, die erste Öffnung hätten wir gerade
verpasst, die nächste wäre erst gegen 13 Uhr. Wieder am Auto schauen wir
in die Karte und entscheiden uns, die Route gen Molde zu nehmen. Damit fällt
für uns der Geirangerfjord und der Trollstigen aus.
Horningdal
Der Tag ist wunderschön. Blauer Himmel, frühlingshaft warm, und die RV60
führt durch Horningdal am Horndalsrokken vorbei. Ein Berg, der von seiner
Form her hier garnicht her passt. An weiteren tief verschneiten Bergen vorbei
geht es nach Hellesylt. Hier treffen wir auf den Geirangerfjord, haben
allerdings nicht die spektakuläre Sicht wie von Geiranger aus.
In Stranda nehmen wir die Fähre nach Liabygda. Wir machen Mittagspause
an einem Rastplatz mit Bewirtschaftung. Eric bekommt ein Eis, Ida ihre Milch
und wir sehen auf der anderen Fjordseite einen einsamen Bergbauernhof (Ytste Skotet),
der ziemlich unerreichbar ausschaut. Wir fahren auf der
650 nach Sjøholt und von dort auf der E39 zum Fähranlegen nach
Vestnes. Die Fähre bringt uns hinüber nach Molde, das in strahlendem
Sonnenschein vor uns liegt. Hier müssen wir mal wieder tief ins Portemonnaie
greifen beim Tanken. Umgerechnet 2,03€ pro Liter, da fährt man gerne ruhig
und langsam.
Wir entscheiden uns gegen eine Übernachtung in Molde, sondern für den
Campingplatz auf halber Strecke nach Trondheim. Dieser soll erst ab dem 15ten
Mai geöffnet haben, aber wir gehen das Risiko ein.
Vorher müssen wir noch einmal mit der Fähre von Halsa nach Kanestraum
fahren. Beim Campingplatz wird gebaut, und die Betreiberin erklärt uns
freundlich und zuvorkommend, dass wir gerne für 150 NOK dort zelten
dürfen. Der Abend ist mild und ruhig. Wir kochen im
Gemeinschaftshaus, waschen unsere Wäsche für 40 NOK, der Trockner ist
gratis, und genießen den Abend am ruhigen Fjord, an dessen Ufer der kleine
Campingplatz liegt.
Campingplatz mit eigenem Fjord
Bis auf zwei später anreisende Wohnmobilisten haben wir den Platz für uns
alleine.
11.5.2012 Valsöyfjord - Steinkjer
Morgens ist es bedeckt, und das Zelt ist relativ feucht. Wir packen alles zusammen
und fahren wie immer gegen 10 Uhr los. Als wir auf der Straße sind, fängt
es an zu regnen. Je näher wir Trondheim kommen, umso schlimmer wird es. Wir
wollen bei dem Wetter dann doch keine Stadtbesichtigung machen. Also lassen wir
Trondheim links liegen und bleiben auf der Umgehungsstraße Richtung
Steinkjer. Dann sehen wir einen IKEA und entscheiden uns spontan, dort zu
Mittag zu essen. Die Kinder können sich austoben, wir können in Ruhe
Kaffee trinken und etwas essen. Nach einer Stunde in einem der ruhigsten
IKEA-Restaurants, das wir je erlebt haben, fahren wir weiter. Die E6 hinauf
gen Norden.
In Steinkjer schauen wir uns erst den stadtnahen Campingplatz an, der bei einer
Schule liegt. Dieser gefällt uns nicht wirklich, also fahren wir weiter
zum etwas nördlich gelegenen Campingplatz Föllingstua. Der Platz hat
viele feste Stellplätze und wir sollen neben den Schaukeln zelten,
obwohl es neben dem Haupthaus schöne ebene Stellplätze mit Blick
auf den See gibt. Leider ist auch der Gemeinschaftsraum abgeschlossen, und
die Kochmöglichkeit stellt eine Küchennische vor dem Damenklo dar,
so dass wir den Trangia rausholen und am Zelt kochen. Währenddessen kommen
immer mehr Wohnwagenbesitzer, für die unsere Kochaktion neben dem Auto
sehr interessant zu sein scheint, denn wir werden neugierig beäugt.
Föllingstua Camping
Es ist frisch und windig, aber trocken. Trotzdem verziehen wir uns schon gegen
19 Uhr ins Zelt, um nicht mehr dem Wind ausgesetzt zu sein und auszukühlen.
Es brist auf, bis es richtig stürmisch ist. Zum Glück lassen sich die
Kinder von dem Sturm nicht beeindrucken und schlafen tief und fest, wir dagegen
schauen sorgenvoll aufs Zelt, das ächzt und knackt. Gegen Mitternacht
ziehen wir noch mal ein paar Spannschnüre nach, dann steht alles sicher.
12.5.2012 Steinkjer - Mosjöen
Um 7 Uhr stehen wir auf, frühstücken wegen des Windes und sehr zur
Freude der Kinder im Zelt und packen
dann zusammen. Bevor der Campingplatz so richtig aufwacht, haben wir ihn schon
verlassen. Der Weg führt uns auf der E6 zu unserem ersten Ziel Mosjöen,
dort wollen wir entscheiden, ob wir noch nach Mo i Rana weiterfahren
wollen. In Grong tanken wir vorsorglich, da der Reiseführer vor dem einsamen
Teilstück zwischen Grong und Mosjöen warnt, und kaufen gleich noch
fürs Wochenende ein.
Das Tor zum Norden
Es wird kälter, Schnee liegt links und rechts der Straße, und die Seen
sind teilweise noch zugefroren. Nach 4 Stunden erreichen wir den Campingplatz in
Mosjöen. Wir entscheiden uns, in Mosjöen zu bleiben, da in Mo i Rana
laut Campingführer noch kein Platz geöffnet hat. Leider hat die Rezeption
erst ab 16 Uhr geöffnet, so dass wir die Zeit bis dahin in dem kleinen
Städtchen vertreiben müssen. Das Shopping Centre in Mosjöen ist
unsere Rettung, als ein Schneegestöber über die Stadt hereinbricht. Dort
findet zum gleichen Zeitpunkt eine Aktion der örtlichen Gesundheitsbehörde
zur gesunden Ernährung statt, und die Kinder greifen ein paar frische
Obststücke ab. Dann schlendern wir noch durch den übersichtlichen Ort,
dessen Sehenswürdigkeiten alle noch im Dornröschenschlaf liegen, aber
dafür bieten uns ein paar zukünftige Schulabgänger, sogenannte Russen, neben
A Capella Gesang auch einen Nacktlauf bei winterlichen Temperaturen. Die spinnen,
die Norweger.
Wir buchen eine schlichte, einfache Hütte für 450 NOK, haben dafür
aber die Dusche und Waschkarte direkt dabei. Es gibt wieder einen Familienwaschraum
mit Kinderklo, und wir machen Familienduschen und danach noch große Wäsche.
Bei Grog und Chips lassen wir den Abend ausklingen, während draußen die
Schneeflocken tanzen.
13.5.2012 Mosjöen - Polarkreis - Fauske
Wir wachen wieder um sieben auf. Es regnet bzw. nieselt immer wieder.
Die E6 ist doch abwechslungsreicher, als es in den Reiseführern beschrieben ist,
und wir genießen den Blick aus den Autofenstern. In Mo I Rana machen wir eine
Stunde Mittagsstopp, obwohl die Stadt schläft. In der sehr überschaubaren
Fußgängerzone gibt es einen kleinen Spielplatz, der sogar von einigen Kindern
in Erics und Idas Alter bespielt wird. Wir genehmigen uns einen Kaffee und die Kinder
können spielen. So haben wir uns das eigentlich häufiger vorgestellt.
Dann geht es nach einem kleinen Snack ... Ostepölse in Brot ... weiter nach Norden.
Je näher wir dem Polarkreis kommen, umso verschneiter wird es. Aber das
Polarkreiszentrum liegt auch auf rund 700müNN. Hier oben pfeift uns der Wind um die Ohren,
der Schnee liegt teilweise um die 2,5 m hoch.
Am Polarkreis
Im Shop des Polarcirkelcenters wird
gerade Inventur gemacht. Unzählige kleine Trolle stehen auf dem Boden. Wir
schreiben schnell zwei Karten an die Großeltern, ehe wir uns auf den Weg nach
Fauske machen. Als es Richtung Tal geht, verschwindet der Schnee allmählich.
Unterwegs sehen wir ein paar Rentiere, die schnell fotografiert werden müssen.
Eric ist ganz begeistert. In Fauske suchen wir den Campingplatz, der auf einem Hügel
liegt und windumtost ist. Eine nette Hütte für 600 NOK, inkl. fließend
warm und kalt Wasser. Hier fühlen wir uns wohl.
Abends geht es an die weitere Planung, denn die Lofoten stehen an. Wir entscheiden,
dass wir erstmal nach Bodö fahren, um die Fährverbindungen nach Moskenes
zu klären. Heute Abend weht es ziemlich kräftig um die Hütte, und auch
der Himmel ist mit dunklen Wolken verhangen. Wir hoffen auf Wetterbesserung mit
weniger Wind und wieder ein paar sonnigen Abschnitten.
14.5.2012 Fauske - Bodö - Ramberg/Lofoten
Wir stehen früh auf, und es weht immer noch ziemlich heftig. Um halb zehn
sind wir abfahrbereit. Der Blick zum Himmel lässt uns nachdenklich werden,
denn wenn es so weht und nach Unwetter aussieht, möchte ich eigentlich
nicht für 4 Stunden auf einer Fähre vor den Lofoten dümpeln.
Aber wir fahren erstmal nach Bodö, wo wir das Auto in Reihe 1 des
Fähranlegers hinter einem Lastzug abstellen. Am Terminal ist niemand,
so dass wir auch nicht fragen können, wie es weitergeht. Da kommt die
Fähre aus Moskenes zurück. Wir fragen den Mitarbeiter, der erklärt,
dass wir richtig stehen und die Tickets an Bord kaufen müssen.
Also gehen wir mit den Kindern erstmal in die Stadt und suchen die Touristeninformation.
Zu erst finden wir einen Schalter der Fährgesellschaft, wo wir nachfragen, wie das
mit der Fährpassage läuft. Der Norweger hinter dem Schalter erklärt
freundlich, dass wir, falls wir nicht vorgebucht hätten, abwarten müssten, ob
wir mitgenommen werden. Da wir aber schon das Auto dort abgestellt hätten,
hätten wir wohl gute Chancen. Ein Ticket könne er uns aber nicht verkaufen,
da es am selben Tag nicht ausgestellt werden könne. Zur Unterkunft auf den Lofoten
könne er nichts sagen, da er noch nie dort gewesen sei, er würde seine
spärliche Freizeit in wärmeren Gefilden verbringen.
Dann gehen wir zur Touristeninformation, wo uns auch nicht wirklich weitergeholfen werden
kann. Die junge Frau gibt uns eine Broschüre über die Lofoten mit und erklärt,
wir sollten vorher anrufen, um zu klären, ob wir eine Übernachtung bekommen
könnten.
Unser Weg führt uns danach in die überdachte Einkaufstraße, wo Eric
ein Mittagessen bei Burger King einfordert. Es gibt für jeden ein Menü,
und im Keller des Restaurants gibt es sogar einen Kinderspielraum und einen Tisch
für Kinder, an dem Eric genüsslich seine Nuggets und Pommes verspeist.
Danach gehen wir einkaufen und zurück zum Auto. Die Reihe hinter uns füllt
sich, und am Kai nebenan liegt die Nordkap, das Hurtigrutenschiff, das eine andere
Option wäre, auf die Lofoten zu kommen. Das fährt aber schon um 15 Uhr ab,
unsere Fähre geht erst um 16.30 Uhr. Als es endlich zum Einchecken geht, sind wir
das erste Auto, das an Bord fahren darf. Unsere Besorgnis, nicht mitzukommen, war
vollkommen unbegründet. In der Hochsaison kann das ohne Vorbuchung aber ganz
anders aussehen!
Unsere Fähre auf die Lofoten
Wir nehmen einen Rucksack mit Essen und Trinken mit hoch und suchen uns einen Platz mit
Tisch. Es gibt einen Spielraum für Kinder, allerdings ohne Spielsachen. Dafür
einen Fernseher mit DVD-Player und mehrere DVDs. Eric schaut zunächst Kung-Fu Panda
und danach Robin Hood von Disney. Ihm ist es egal, ob wir die englische, dänische,
norwegische oder schwedische Tonspur nehmen. Die Fähre legt mit 15 Minuten
Verspätung ab, und schon bald rollt und schaukelt das Schiff unangenehm.
Viele Passagiere schlafen, wir müssen mit den Kindern laufen und sie beschäftigen.
Irgendwann wird der Wellengang aber so heftig, dass wir sitzen bleiben müssen.
Eric will trotzdem immer zum Bug und schauen, wie das Schiff in die Wellen stampft und
in den Himmel schaut. Den Kindern macht das alles nichts aus. Irgendwann ist das Stampfen
und Rollen aber so einschläfernd, dass Eric vor dem TV einschläft und Ida im Arm
ihrer Mutter.
Um 20.45 Uhr sind wir endlich da. Die Lofoten sind in dunklen Wolken verhüllt,
es regnet und ist kalt. Wir fahren erst Richtung Å, wo wir den Campingplatz suchen.
Der soll erst ab 15.5. aufhaben, aber vielleicht ist ja jemand da und bietet uns einen
Platz an, wie auf den anderen Plätzen zuvor. Die Suche gestaltet
sich schwierig, weil alles sehr eng ist. Wir verfahren uns einmal, und bei einem
Wendemanöver setzt das Auto auf. Wir wissen nicht, ob es einen Schaden davon
getragen hat. Als wir vor dem Campingplatz stehen, steht dort ein Schild "Keep Out".
Okay, hier sind wir nicht willkommen. Wir entscheiden uns, zu dem anderen Campingplatz
zu fahren, der ganzjährig aufhaben soll. Ein Norweger, der gerade angefahren kommt,
klärt uns auf, dass der Campingplatz hier in Moskenes zu hat und die Rorbuer, kleine
Anglerhütten auch alle geschlossen sind. Wir sollten weiterfahren.
Bei Wind, Regen und einsetzender Dunkelheit fahren wir die E10 nach Norden, müssen
an einem Streckenposten hinter Reine eine halbe Stunde warten, weil dort lockere Felsen
von Kletteren entfernt werden und die Straße nur zu bestimmten Zeiten passierbar
ist. Gegen 22 Uhr haben wir den Campingplatz in Ramberg erreicht. Die Betreiberin ist
super nett und bietet uns eine Hütte für 900 NOK an, dafür mit eigenem
Bad! Wir diskutieren nicht lange, sondern nehmen die Unterkunft. Die Hütte ist sehr
nett und es stürmt mittlerweile so stark, dass wir Sorge haben, die Dachbox
aufzumachen. Zum späten Abendessen gibt es Nudeln mit Gemüsesoße und
einen malerischen Blick auf den Atlantik und die Abenddämmerung.
15.5.2012 Ramberg/Lofoten - Bjerkvik - Bardu
Gegen 7 Uhr wachen wir langsam auf. Es pfeift noch immer um die Hütte und man
könnte Angst und Bange werden, dass sie dem Sturm standhält. Nach der
Morgendusche und dem Frühstück packen wir das Auto. Das ist bei dem Sturm
eine Herausforderung, da uns mit jeder Bö die Hüttentür, die Autotür
oder der Dachboxdeckel aus der Hand gerissen werden. Gemeinsam schaffen wir es aber, das
Auto zu beladen, und machen dann noch einen kurzen Ausflug zum nahe gelegenen Strand.
Kurzer Strandbesuch
Der Sturm fegt Ida von den Füßen, so dass sie getragen werden muss, und
Eric hält gar nichts von dem heftigen Wind und will lieber schnell wieder rein.
Als es wieder zu regnen beginnt, springen wir ins Auto
und fahren zunächst zur Rezeption. Wir bezahlen die 900 NOK und erfahren von der
Campingplatzbetreiberin, dass das Wetter vollkommen untypisch für die Jahreszeit ist.
Es müsste viel wärmer und sonniger sein, die Natur ist der Entwicklung noch
zu weit hinterher. Schade, aber so müssen wir die Lofoten hinter uns lassen, denn
bei dem Wetter haben wir keine Chance, irgendetwas zu machen, schon gar nicht mit den
Kindern.
Also folgen wir der E10 nach Osten. Ida hat sich mittlerweile darauf eingestellt, nach
dem Losfahren einzuschlafen und für rund 2 Stunden im Auto zu schlafen, Eric
vertreibt sich die Zeit dann mit Spielen, Reden und Schauen.
Spektakuläre Landschaft
Die Landschaft ist immer noch spektakulär, der Wind pfeift uns um die Ohren, Schnee
liegt noch bis an die Straße heran, aber irgendwann reißt auch der Himmel auf.
Die Sonne kämpft sich durch und es wird sommerlich warm.
In Bjerkvik kaufen wir
ein und biegen dann von der E10 auf die E6 nach Norden ab. Der erste Campingplatz hat
Ruhetag, also fahren wir weiter und halten beim Solbakken Camping, wo wir eine einfache
Hütte für 350 NOK mieten. Die Betreiberin ist gerade beim Wegfahren, als wir
ankommen. Sie kommt zurück, zeigt uns alles und wir nehmen die Hütte, weil
die Kinder nach 6 Stunden Autofahrt einfach durch sind. Der Campingplatz liegt noch
im Schnee und Winterschlaf, aber die Sonne brennt warm vom blauen Himmel und wir
können ohne Jacken und Mützen draußen spazieren gehen. Es wird nicht
mehr lange dauern, bis hier alles frei ist, wenn es weiter so schönes Wetter gibt.
Unsere Hütte hat keine Heizung, so dass wir mit den beiden Kochplatten einheizen,
was auch zügig geht. Man muss sich nur zu helfen wissen.
Zum Abendessen gibt es heute Kartoffelpürree und Fischstäbchen mit Ketchup,
ein Eric-Gericht! Nach dem Abendessen gehen wir mit den Kindern noch ein Stück
spazieren und genießen den milden Abend. Eric wirft Steine in den Bach und ist
nicht davon abzubringen, die Straße auch noch einmal bergab zu gehen und zu
schauen, was der Bach dort macht.
16.5.2012 Bardu - Tromsö
Es ist saukalt in der Hütte, als wir aufwachen. Die fehlende Heizung macht sich
doch bemerkbar. Wir machen erstmal wieder beide Herdplatten an, damit etwas Wärme
aufziehen kann. Es ist sonnig, so dass wir uns für ein Frühstück auf
unserer Terrasse entscheiden. Währenddessen laufen die Kinder in Matschhosen
über die Schneeplatten und rutschen wegen der Gummistiefel regelmäßig
aus, was zu Schreiattacken führt. Schnee ist halt kalt.
Frühstück im Schnee
Nach dem Packen geht es dann wie immer gegen 10 Uhr los, Es geht weiter nach Norden
auf der E6, die sich entgegen unserer Erwartungen nicht langweilig, sondern mit den
schneebedeckten Gipfeln sehr schön präsentiert. Gegen halb eins erreichen
wir Tromsö Campingplatz,
wo wir eine Hütte für 950 NOK angedreht bekommen. Der Betreiber ist
anscheinend nicht gewillt, uns die einfachste Kategorie zu geben, also beziehen wir
ein 3-Raum-Häuschen mit eigenem Duschbad und Flachbildfernseher, leider ohne
freies WLAN.
Nach einem schnellen Mittagessen packen wir
Ida in die Kraxe, Eric in die Karre und laufen zur Eismeerkathedrale, die sich auf
der gleichen Seite wie der Campingplatz befindet. Danach laufen wir über die
Brücke in die Innenstadt. Die Einkaufsstraße ist freundlich, viele
Menschen sind unterwegs und der Ruf, Tromsö hätte Flair wegen der vielen
Cafés etc. können wir nur bestätigen. Wir fühlen uns wohl hier.
Eismeerkathedrale
Der Besuch bei der Touristeninformation beschert uns den Fährfahrplan für
die morgigen Fähren. Dazu will uns die nette Dame davon überzeugen, den
17.Mai in Tromsö zu verbringen, da der Nationalfeiertag besonders in dieser
Stadt gefeiert würde. Schon gegen 7 Uhr morgens sollen die ersten Paraden
stattfinden. Außerdem erfahren wir nun, warum wir auf unserer Reise quer
durchs Land so viele Jugendliche in roten, blauen oder weißen wild verzierten
Latzhosen angetroffen haben. Es sind die
"Russen"
, die kurz vor ihrem
Examen stehen und so ihren Status anzeigen.
Wir entscheiden uns, nach dem Aufbruch morgen das Auto stadtnah zu
parken und uns das Spektakel anzuschauen, ehe wir uns auf unseren weiteren Weg
gen Norden machen werden.
Eine Zeitlang bleiben wir vor einem Einkaufszentrum in der Sonne sitzen,
genießen die Wärme und schauen dem Treiben auf dem kleinen Platz zu.
Dazu gibt es für jeden ein Eis, das mit 27 NOK pro Eis schon ziemlich teuer
ist! Die Kinder spielen derweil auf einem Spielplatz vor dem Einkaufszentrum.
Zurück am Campingplatz gibt es erstmal einen Kaffee, ehe es zum Abendbrot
eine thailändische Kokosmilch-Gemüse-Reis-Pfanne gibt. Wir toben noch mit
den Kindern, und sind dann doch froh, als sie gegen 21 Uhr endlich schlafen.
Die Sonne steht noch immer ziemlich hoch am Himmel, was bei klarem Wetter noch mehr
auffällt.
17.5.2012 Tromsö - Storslett
Nationalfeiertag in Norwegen! Wir räumen auf und fahren nach Tromsö
rein, wo wir rechts von der Brücke neben Statoil auf einem sonst
kostenpflichtigen Parkplatz parken. Wegen des Feiertags ist dieser heute kostenlos!
Auf dem Parkplatz kommen wir mit einem norwegischen Ehepaar in Tracht ins
Gespräch, die interessiert nachfragen, wo wir herkommen und was wir noch
vorhaben. Der Mann erklärt schließlich, als er von unserem Plan,
über Schweden zurückzufahren, hört: "Nordschweden ist sehr
langweilig, aber die Menschen sind nett!"
Zu Fuß geht es in die Fußgängerzone, und bei schönem Wetter
strömen tausende Norweger in ihren Trachten oder besten Sonntagsanzug in die
Stadt, und wir fühlen uns in unseren Trekkingklamotten etwas underdressed.
Der Umzug wird von den Schulen gestaltet, d.h. die Schulklassen laufen in
Trachten und mit unterschiedlich gestalteten Schildern durch die
Fußgängerzone, zwischendrin lockern
Musikzüge den Zug auf. Die Russen verkaufen an unterschiedlichen Ständen
Zuckerwatten, Süßkram und Würstchen in Brot. Im Gegensatz zum Karneval
in Deutschland ist alles gesittet, fast schon ruhig, nur hin und wieder lassen sich die
Zuschauer von den Zugteilnehmern zu einem “Hürra!” hinreißen.
Eric ist ein wenig enttäuscht, dass keine Bonbons geworfen werden.
Nationalfeiertag in Tromsö
Gegen halb eins verlassen wir Tromsö und fahren zur Fähre nach Breivikeidet,
die um 13:25 Uhr fährt. Die Überfahrt dauert nur 20 Minuten, dafür
haben wir nur eine halbe Stunde Zeit, die nächste Fähre zu erreichen,
was aber auch problemlos klappt. Um 14.15 Uhr legt die andere Fähre
pünktlich ab, und wir sind nur mit weiteren 6 Fahrzeugen unterwegs. Die
Überfahrt dauert dieses Mal 40 Minuten. Nach Verlassen der Fähre treffen
wir wieder auf die E6, auf der wir wegen eines weiteren Feiertagsumzugs kurz im
Stau stehen.
Heute fahren wir bis Storslett, wo wir auf dem
“Fosselv Camping“ für 140 NOK zelten und noch mal für 60 NOK
Wäsche waschen und trocknen können. Der Campingplatz liegt direkt an der
E6, so dass wir bis ca. 22 Uhr das Gefühl haben, dass die Autos bzw. LKW direkt
durchs Zelt fahren, aber danach ist endlich Ruhe, da kein Verkehr mehr unterwegs ist.
Leider können wir die hiesige Attraktion den Fosselv Wasserfall nur vom Strand
aus betrachten und nicht dorthin wandern, da der Weg noch komplett verschneit und
vereist ist. Der Wasserfall sieht aber auch auf die Entfernung und im gefrorenen
Zustand sehr imposant aus.
Fosselv Camping
Zum Abendessen gibt es traditionell Nudeln mit Tomatensoße auf dem Trangia
zubereitet. Gekocht und gegessen wird draußen mit Blick auf den
wunderschönen Fjord. Da es zugig bzw. windiger wird und die Wolken grau und
grauer werden, verziehen wir uns gegen 21 Uhr ins Zelt und packen uns in den
Schlafsäcken ein.
18.5.2012 Storslett - Honnigsväg
Es regnet leicht, als wir wach werden. Wir frühstücken im kleinen
Gemeinschaftsraum, packen dann zusammen und bekommen von zwei Holländerinnen,
die eine der Hütten gemietet haben, den Tipp, Hammerfest links liegen zu lassen,
da es zu schmuddelig, klein und seit 1995 nicht mehr nördlichste Stadt der
Welt sei, denn das sei Hönningsväg jetzt. Sie waren zwei Tage am
Nordkap unterwegs und schwärmen vom Wetter und geben uns noch eine Adresse
für eine günstige Unterkunft mit.
Gegen 10 Uhr verlassen wir den Campingplatz mit Ziel Nordkap. Die Fahrt wird lang,
und es regnet viel. In Alta kaufen wir ein, tanken noch mal und suchen einen Imbiss.
Dann führt uns der Weg
immer weiter gen Norden. Zeitweise herrscht dichter Nebel, dann wieder Regen.
Hier gibt es Beides, Rentiere und Elche
In Olderfjord biegen wir auf die E69 ab und passieren den Nordkaptunnel, der uns
192 NOK je Richtung kostet. Es gießt mittlerweile, und schließlich
erreichen wir den im Reiseführer beschriebenen Campingplatz, wo wir nach einer
Hütte fragen. Die Hütten für 590 NOK werden zur Zeit nicht vermietet,
aber der Bungalow für 1000 NOK. Okay, dies wird unsere teuerste Unterkunft auf
der Reise!
Zwei Schlafzimmer, eigenes Duschbad, Wohnraum mit großen Fenstern und
Küchenecke sind den Preis aber wert. Wir haben sogar gratis Internet. Dank der
Polarnacht können wir die Kinder noch draußen durch die Gegend scheuchen,
damit sie nach der langen Autofahrt irgendwie müde werden.
Bungalow beim Nordkap Camping
Um 22 Uhr schlafen die Kinder endlich, und wir schauen, wie es nach dem Nordkap
mit der Reise weitergehen soll. Dank Internet können wir schon mal ein wenig
schauen, wie es in Schweden werden wird.
19.5.2012 Honningsväg - Nordkap - Olderfjord
Eric steht um 8 Uhr auf und weckt Ida und uns. Der Wind pfeift ums Haus und
zwischendurch regnet es immer wieder. Dann starten wir die letzten 30 km zum Nordkap.
Die Strasse windet sich in Kurven durch die einsame Landschaft. Am Himmel wechseln
sich die Wolkenberge mit blauen Flecken ab, und als wir am Nordkapparkplatz ankommen,
ist es 10.55 Uhr und die Mautstation nicht besetzt. Wir kommen kostenlos ans Nordkap.
Unglaublich!
Es windet so heftig, dass wir Angst um die Dachbox haben. Wir hocken uns hinter
das Auto, und nutzen so den Windschutz, um Ida in die Kraxe zu setzen, während
wir Eric fest an der Hand halten, da er durch den starken Wind hinzufallen droht.
Dann hasten wir zur Nordkaphalle, wo wir kurz durchatmen. Durch die Halle hindurch
gehen wir hinaus zum Globus, dem Nordkap-Wahrzeichen. Die Sturmböen sind
so heftig, dass wir Eric am Sockel des Wahrzeichens in den Windschatten stellen
müssen, und selbst wir Erwachsenen werden fast von den Füßen gerissen.
Am Nordkap
Ein paar deutsche Angler, die gerade Fotos machen, sind so nett, uns auch abzulichten.
Nach den ersten Erinnerungsfotos gehen wir wieder in die Nordkaphalle und trinken
einen Kaffee und die Kinder bekommen einen dünnen Apfelsinensaft ... alles
zusammen für 80 NOK.
Zwischenzeitlich hat sich das Wetter zu unseren Gunsten
gebessert. Kein Regen, sondern Sonne, die aus den dramatischen Wolken hervorlugt
und schließlich Sieger über die Wolken wird! Wir spazieren noch einmal
über das Nordkapgelände, schauen alles in Ruhe an und genießen,
dass wir ganz allein hier unterwegs sind. Das Gefühl, das große Ziel
erreicht zu haben, breitet sich warm in uns aus, und mit einem breiten Grinsen
verabschieden wir uns von dem nördlichsten Punkt unserer Reise!
Nordkapfelsen
Gegen 13 Uhr verlassen wir das Nordkap wieder. Auf dem Weg nach Süden
schauen wir uns noch mal Skagsväg an, den Weg zum richtigen Nordkap, der
verschneit und nicht begehbar ist, und halten noch mal am Campingplatz, um via
Internet unseren Erfolg mitzuteilen. Das Hochgefühl, unser Ziel erreicht
zu haben, schwindet nach und nach und wird von der Vorfreude auf Schweden
abgelöst.
Dann verlassen wir Magröya. Wir machen Rast
an einer weitläufigen Bucht, wo ein Same nach seinen Rentieren Ausschau
hält, und kommen mit ihm ins Gespräch. Eric wirft derweil Steine ins
eiskalte Wasser und Ida übt das Kraxeln auf dem steinigen Untergrund.
Dann geht es weiter nach Olderfjord, wo wir für 500 NOK
eine einfache Hütte mieten. Zum Spazierengehen in der Sonne, mittlerweile
ist es super schön geworden, Sonne und blauer Himmel, gönnen wir uns
ein Eis im Kro. Danach kochen wir auf einem einflammigen Herd.
Rückblickend sind unsere Tagesfahretappen in Norwegen zu lang gewesen und
wirken wie eine Hauruckaktion, aber geplante Wanderungen und mehrtägige
Aufenthalte oder Aktivitäten waren wegen des Wetters und der örtlichen
Gegebenheiten einfach mit den Kindern nicht möglich. Norwegen hat sich
zudem nicht so kinderfreundlich gezeigt, wie wir es erwartet hatten.
... weiter zum zweiten Teil ...
Links
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Solvik Camping in Jørpeland
Seim Camping in Røldal
Lone Camping bei Bergen
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