Hüttentour am Großvenediger
28.07.2006
Lange geplant. Nun ist es so weit. Wir steigen in Duisburg
um 19:37 Uhr in den CNL313. Einem Nachtzug, der uns am nächsten Morgen
gegen 5 Uhr in Salzburg ausspucken soll. Wir, das sind. Monika, Frank, Elmar
und meinereiner. In Frankfurt stösst noch Simone dazu. Die Fahrt nach
Salzburg verschlafen wir plangemäß größtenteils.
29.07.2006
In Salzburg angekommen findet sich um diese unchristliche
Uhrzeit noch kein Frühstückslokal in Bahnhofsnähe, so dass wir
um kurz nach sechs den nächsten Zug nach Zell am See nehmen. Hinter
Salzburg sehen wir Wassertropfen auf den Zugscheiben. Super. Nach Wochen der
Trockenheit und Hitze fängt es ausgerechnet zum Tourstart an zu regnen.
In Salzburg gibt es dann ein paar belegte Brötchen für uns und wir
fahren mit der Schmalspurbahn und einem Postbus weiter über Mittersill nach
Hollersbach (800m), dem Startpunkt unserer Bergtour. Etwa gegen 10 Uhr machen
wir uns auf den Weg durch das Hollersbachtal Richtung Süden zur Neuen
Führter Hütte. Der erste Teil des Weges bis zur Talstation der
Materialseilbahn kann auch mit einem Hüttentaxi zurückgelegt werden
aber wir wollen per fear means aufsteigen. So geht es zu Fuß über
einen Fahrweg durch das Hollersbachtal langsam bergauf, bis wir nach 12
Kilometern in 1600m Höhe die Talstation der Materialseilbahn erreichen.
Unsere Kleidung ist mittlerweile nass bis auf die
Unterhose, was aber nicht heißt, dass die Unterhose trocken ist. Hier
beginnt nun der eigentliche Aufstieg zur Hütte in 2201m Höhe. Um
17:30 erreichen wir die Hütte und bekommen einen Schlafplatz im
Winterraum zugewiesen. Die Hütte selber ist
wegen einer Sektionsveranstaltung ziemlich voll und leider auch der
Trockenraum. Hier treffen wir auch auf eine sehr unangenehme Art von
Hüttenbesucher. Fremde Sachen werden im Trockenraum auf den Boden geworfen,
damit die eigene Kleidung Platz findet und trockene Sachen werden nicht
entfernt. Wir lassen uns aber von diesen Egoisten nicht die Laune verderben.
Der Kratzenbergsee an der Neuen Führter Hütte
30.07.2006
Der Regen hat nachgelassen und wir wandern von der Neuen
Führter Hütte auf dem Führter Weg hinauf bis zum
Sandebentörl auf 2753m. Dort oben machen wir erst einmal Rast und
bewundern die Wolkenfetzen, die vom Kratzenbergsee hinaufgeweht werden.
Blick vom Sandebentörl
Wir folgen dem Weg Nummer 902/917 weiter hinunter bis zum Viltragenbach
(2205m), den wir überqueren und am Gegenhang bis zur Alten Prager
Hütte (2489m) wieder aufsteigen. Von dort hat man einen schönen
Blick auf den Großvenediger, seiner Gletscher und den unterhalb der
Hütte liegenden unteren Keesboden.
Weg zur Alten Prager Hütte
Diesen Gletscherabschnitt wollen wir
morgen überqueren aber ich vermisse die Stative auf dem Gletscher, die
im letzten Jahr noch den Weg markierten. Nach Rücksprache beim
Hüttenwirt hat er uns versichert, dass der Gletscher immer noch nahezu
spaltenfrei zu überqueren ist und nur die Stative nicht aufgestellt
worden sind. Nach einem Apfelstrudel und einem Kaffee gehen wir weiter bis
zur Neuen Prager Hütte (2796m), da man in der Alten Prager Hütte
leider nicht übernachten kann. Schade, denn das Pächterpäarchen
ist sehr nett und die Atmosphäre viel persönlicher. An der Neuen
Prager Hütte merke ich, dass ich bei der Reservierung einen Fehler gemacht
habe. Ich habe Halbpension bestellt, was an dieser Hütte leider bedeutet,
dass man zusätzlich zu den Übernachtungskosten noch einmal 27 Euro
fürs Abendessen und Frühstück bezahlt und das Abendessen
festgelegt ist. Das vegetarische Abendessen bestand zudem noch aus hoffnungslos
zerkochten Spaghetti mit einer angebrannt schmeckenden Sahnesoße. Der
kulinarische Tiefpunkt der Woche. Das nächste Mal würde ich dort
abends lieber a la Card essen und das für 9,50 Euro recht schmale
Frühstück (3 Scheiben Brot) ausfallen lassen.
31.07.2006
Wir verlassen die Neue Prager Hütte und gehen wieder hinunter
zur Alten Prager Hütte. Von dort gehen wir steil hinunter zum Gletscher.
Dieser Wegabschnitt ist recht steil und man muß stellenweise an
großen Blöcken vorbeiklettern. Der Gletscher ist vergleichsweise
einfach auch ohne Ausrüstung zu überqueren, da sich dieser Bereich
in einer nahezu spaltenfreien Kompressionszone befindet.
Auf dem fast spaltenfreien Gletscher
Nach dem Gletscher
verläuft der Weg steil ein Moränenfeld hinauf bis man wieder auf den
Venediger Höhenweg Nummer 921 trifft (2400m). Wir folgen dem Weg hinauf
bis zum Löbbentörl (2770m). Von dort lässt sich der innere
Knorrkogel (2884m) in ca. 20 Minuten besteigen. Da es aber wieder leicht
anfängt zu regnen verzichten wir darauf und folgen dem Weg bis zur
Badener Hütte (2608m). Wie der Zufall es will treffen wir an dem Abend
Hans Führer, den Autor des Rother Gebietsführers auf der Hütte.
Er kann uns einige Hinweise zur Galtenscharte, unserer Herausforderung für
den nächsten Tag, geben. Das Abendessen auf der Badener Hütte ist
super. Abends gibt es noch ein Gewitter.
01.08.2006
Wir stehen sehr früh auf, da für den Nachmittag
Regenfälle angekündigt sind. Wir verlassen die Hütte und gehen
hinunter bis zum Achselsee (2225m). Kurz vor dem See spaltet sich der Weg.
Links geht es hinunter ins Tal nach Gruben. Rechts auf dem Weg Nummer 922
Richtung Bonn-Matreier Hütte. Ein Weile lang geht es an einem steilen
Grashang entlang, der Tiefblicke ins Tal zu einigen Almen bietet. Nachdem
man den Malfrosnitzbach überquert hat (2320m) beginnt der Aufstieg zur
Galtenscharte.
Bei schlechtem Wetter in der Galtenscharte
Der Weg ist mit Drahtseilen versichert und
steinschlaggefährdet. Man sollte hier also nicht lange verweilen. Der
Aufstieg bis zur Scharte (2882m) dauert etwa 40 Minuten und bietet atemraubende
Tiefblicke. Während des Aufstieges beginnt es an zu regnen. Zu spät.
Jetzt kehren wir nicht mehr um. Außerdem ist der Aufstieg psychologisch
wesentlich leichter als der Abstieg. Hinter der Scharte geht es zuerst über
eine glatte Steinplatte bergab. Dort hängt aber ein Drahtseil. Danach wird
der Weg einfacher. Kurze Zeit später kommt die Kälberscharte (2791m).
Links die Kälberscharte
Diese Scharte ist wesentlich einfacher. Kurz nach der Scharte bietet sich die
Möglichkeit den 3070 Meter hohen Rauhkopf zu besteigen. Wir verzichten
darauf, weil es mittlerweile wie aus Eimer gießt und das Wasser langsam
in die Schuhe dringt. Wir erreichen gegen 13 Uhr die Bonn-Matreier Hütte,
wo wir uns erst einmal eine wärmende Suppe gönnen und unsere Sachen
trocknen.
Die Bonn-Matreier Hütte
02.08.2006
Wir verlassen die Bonn-Matreier Hütte und gehen auf dem
Großvenediger Höhenweg nach Westen. Das Wetter ist trocken aber
bewölkt. Ab und zu reißt die Wolkendecke auf und wir können ins
Virgental hinabschauen.
Manchmal wird der Blick ins Tal frei
Der Weg geht ohne große Höhendifferenzen
über einige kleinere Scharten bis zur Eisseehütte (2521m). Der
Venediger Höhenweg geht über die Zopatscharte (2958m) weiter bis zur
Johannishütte (2121m). Wir gehen aber eine andere Alternative. Von der
Eisseehütte gehen oberhalb des Timmelstales Richtung Sajathütte
(2575m).
Über dem Timmelstal
Der Weg geht wunderschön ohne große
Höhendifferenzen am Hang mit Blicken ins Virgental entlang. Wir erreichen
die Sajathütte gegen 15 Uhr. Danach steht uns noch der Sinn nach einer
Herausforderung und wir gehen den Abstiegsweg des Klettersteiges auf die
Rote Säule hinauf. Ein ziemlich steiler Grashang. Als die Drahtseile des
Klettersteiges anfangen beschließen wir aber umzukehren, da es jetzt ohne
Klettersteigausrüstung ziemlich gefährlich wird. Ohne Gipfelerfolg
kehren wir zurück zur Hütte. Die Sajathütte wurde im April 2001
von einer Lawine zerstört und an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Es ist
eine Privathütte und bezeichnet sich selbst als Schloß in den Alpen.
Die Sajathütte mit der Roten Säule
03.08.2006
Für heute ist Schnee bis 2400m hinunter angesagt. Schlecht,
denn wir müssen auf unserem Weg zur Essener-Rostocker Hütte über
die Sajatscharte (2800m) und über das Türmljoch (2790m). Wir stehen
also früh auf und sind die ersten beim Frühstück. Die Berge
rundherum sind leicht mit Schnee gepudert aber die Sajatscharte lässt sich
problemlos gehen. Hinter der Scharte gibt es einige steinschlaggefährdete
Bereiche, die man zügig durchgehen sollte.
Klar erkennbare Schneefallgrenze
Dann folgen wir dem Weg hinunter bis zur Johannishütte
(2121m). Der Schneefall hat sich wieder in Regen verwandelt und wir kehren
dort für eine Stunde ein. Trotz der frühen Uhrzeit gibt es dort schon
eine warme Suppe. Da der Regen weiter anhält und auch nicht vorhat
nachzulassen machen wir uns irgendwann auf. Es geht auf dem Weg Nummer 913,
auch Schweriner Weg genannt hoch bis zum Türmljoch. Dort oben liegen
schon circa 15cm Neuschnee. Die Orientierung ist aber noch möglich, da die
Wegweiser senkrecht stehen und somit die Markierungen noch nicht unter dem
Schnee verschwunden sind. Um 15 Uhr erreichen wir nach dem Abstieg zum Maurer
Bach die Essener-Rostocker Hütte. Teilweise ist der Weg ein einziger Bach
und so sind wir froh die Hütte zu erreichen und die nassen und kalten
Sachen ausziehen zu können.
04.08.2006
Um 9 Uhr steigen wir von der Hütte ab durch das Maurer Tal bis
nach Ströden. Da wir noch Zeit haben, bis unser Bus fährt gehen wir
weiter bis nach Hinterbichl. Von dort fahren wir mit dem Bus bis nach Matrei,
wo wir leider fast drei Stunden Aufenthalt haben. Zeit für ein Mittagessen
bis der Bus nach Mittersill kommt. Von Mittersill fahren wir nach Zell am See
und weiter bis nach Salzburg. In Salzburg hängen wir noch ab, bis um
23:44 unser Nachtzug CNL312 kommt.
05.08.2006
9:29 Uhr. Ankunft in Duisburg.
Tag | Ort | Höhe über NN (m) | Entfernung (km) |
29.07.06 | Hollerbach | 800 | 0 |
| Neue Führter Hütte | 2201 | 17 |
30.07.06 | Neue Führter Hütte | 2201 | 0 |
| Sandebentörl | 2753 | 2,6 |
| Viltragenbach | 2205 | 5,85 |
| Alte Prager Hütte | 2489 | 7,9 |
| Neue Prager Hütte | 2796 | 9,4 |
31.07.06 | Neue Prager Hütte | 2796 | 0 |
| Alte Prager Hütte | 2796 | 1,5 |
| Löbbentörl | 2770 | 4,7 |
| Badener Hütte | 2608 | 7,35 |
01.08.06 | Badener Hütte | 2608 | 0 |
| Achselsee | 2225 | 1,85 |
| Galtenscharte | 2882 | 6,55 |
| Kälberscharte | 2791 | 7,4 |
| Bonn-Matreier Hütte | 2750 | 8 |
02.08.06 | Bonn-Matreier Hütte | 2750 | 0 |
| Eisseehütte | 2521 | 5,7 |
| Sajathütte | 2575 | 10,6 |
03.08.06 | Sajathütte | 2575 | 0 |
| Sajatscharte | 2800 | 0,55 |
| Johannishütte | 2575 | 3,3 |
| Türmljoch | 2790 | 5,45 |
| Essener-Rostocker Hütte | 2208 | 8,2 |
04.08.06 | Essener-Rostocker Hütte | 2208 | 0 |
| Stoanalm | 1469 | 3,85 |
| Stroöden | 1403 | 4,85 |
| Hinterbichl | 1329 | 6,55 |
Die Entfernungsangaben sind der Alpenvereinskarte 1:25000 entnommen und
können daher in der Realität länger sein.
|