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Winter in Schweden - oder mit dem Hundeschlitten übers Fjäll

Bisher war ich immer nur im Sommer in Schweden. Nun wollte ich mir eine vertraute Ecke von Dalarna auch mal im Winter ansehen. Da es aber nicht nur Skilanglauf, sondern auch ein wenig Action sein sollte, fiel mir die dreitägige Hundeschlittentour übers Fulufjäll plus fünf Tage Hüttenurlaub in Idre ins Auge. Der Veranstalter für diese Tour ist Rucksack Reisen aus Münster.

Erst mal ein wenig zur Lage des Gebietes.

Übersichtskarte
Übersichtskarte Südschweden (zur Vergrößerung anklicken)

Das Fulufjaell liegt in der Provinz Dalarna südlich von Idre und ist seit 2002 ein Nationalpark.

21.01.05

(Duisburg, Hamburg, Sörsjön)
Von Duisburg geht es per Intercity mit dem mitgebuchten RIT Ticket bis nach Hamburg. Glücklicherweise eine umsteigefreie Verbindung, denn mein Gepäck besteht aus einem großen Seesack, einem kleinen Rucksack und meinen sperrigen Langlaufskiern. Um 17:00 Uhr fährt der Bus weiter über die Vogelfluglinie nach Schweden.

22.01.05

(Sörsjön)
Wir werden zu viert um neun Uhr morgens in Sörsjön aus dem Bus geschmissen. Da der Bus nicht voll besetzt gewesen ist, sind wir sogar halbwegs ausgeschlafen. Es ist doch sehr angenehm auf einer Isomatte die komplette Busbreite im Fußraum zur Verfügung zu haben. Die anderen Gäste fahren weiter nach Idre und wir lernen erst einmal unsere Hundebesitzer und Guides Kristin und Christer kennen. Sie zeigen und die Hütte in der wir übernachten können, und am Nachmittag packen wir die Ausrüstung für die nächsten Tage und lernen die Hunde kennen. Am Abend kommt Kristin mit ihrer Tochter und einem Abendessen vorbei.


Sonnenuntergang bei Sörsjön

23.01.05

( Sörsjön, Storbron, Björnholmsstugan)
Wir leihen uns gefütterte Schuhe mit herausnehmbaren Filzinnenschuhen von Christer aus, denn in normalen Trekkingstiefeln ist die dort vorherrschende Kälte nicht auszuhalten.


Vorbereiten der Schlitten oder die Ruhe vor dem Sturm

Dann schirren wir die von Christer ausgesuchten Hunde an. Kristin bekommt acht Hunde und wir jeder sechs. Als wir endlich alle startbereit dort stehen, ist es ein ohrenbetäubendes Gebell. Die Hunde wollen einfach rennen.


Kurz vor dem Start

Um kurz vor zwölf Uhr geht es dann mit rasantem Tempo los: zuerst über einen zugefrorenen Fluß und dann in den Wald. Die ersten Meter darf man fast nur gebremst fahren, da der Schlitten sonst zu schnell wird. An Bergabpassagen muss man ebenfalls bremsbereit sein, damit der Schlitten nicht schneller wird als die Hunde und sie eventuell anfährt. Gegen 16:00 Uhr kommen wir an unserer Übernachtungshütte an.


Schlitten mit Schneeanker fixiert

Da es schon langsam dunkel wird, setzen wir unsere Stirnlampen auf, befreien die Hunde von ihrem Zuggeschirr und leinen sie an die Stake Out Line, wo sie die Nacht verbringen. Als nächstes wird Feuerholz gehackt und Wasser für das Hundefutter warm gemacht. Nachdem die Hunde versorgt sind, können wir an unser Essen denken. Es gibt Kartoffelpüree mit Gemüse und Würstchen aus eigener Schlachtung. Als Schlafsacktest beschließen Jürgen und ich die Nacht nicht in der Hütte, sondern draußen im Hundeschlitten liegend zu verbringen. Von der Temperatur her ist es in Ordnung, allerdings ist so ein Schlitten mit maximal 1,5 m waagerechter Liegefläche dann doch nicht so bequem wie ein Matratzenlager.

24.01.05

( Björnholmsstugan, Tangadalsstugan, Tangsjöstugan, Särnmansskojan, Rörsjöstugorna )
Wir sind früh aufgestanden und haben nach dem Anfeuern des Ofens die Hunde versorgt und gefrühstückt. Wir befinden uns schon innerhalb des 2002 eingerichteten Fulufjäll Nationalparkes. Das Gebiet hat eine Größe von 385 qkm. Noch sind wir unterhalb der Baumgrenze, aber bereits zu Beginn geht es von der Hütte steil bergauf durch einen Wald. Zwischendurch gibt es auch noch eine Abfahrt, bei der es nicht leicht fällt den Schlitten um die Bäume herum zu navigieren.


Auf dem Weg ins Fjäll

Nach kurzer Zeit erreichen wir die baumlose Hochebene des Fjälls. Hier trifft uns der Wind voll und scharfe Eiskristalle werden einem ins Gesicht geblasen. Mit Skibrille und Gesichtsmaske ist es aber kein Problem.


Auf dem Fjäll

Ins Frieren komme ich schon deswegen nicht, weil ich an diesem Tag den Hunden viel helfen muss: Mal schiebt man den Schlitten mit einem Bein wie einen Tretroller. Mal muß man schiebend hinterherlaufen. Wichtig ist nur den Schlitten nie loszulassen. Die Hunde würden sich über den leichteren Schlitten freuen und einfach weiter laufen. Den Hunden gefällt das Wetter wohl auch nicht besonders. Bei einer kurzen Pause an der Tangsjöstugan entscheiden wir uns trotzdem noch circa 10km weiter zu fahren. Gegen 16:30 Uhr treffen wir dann bei der Rörsjöstugorna ein, wo wir für die Nacht bleiben wollen. Nach dem Versorgen der Hunde gibt es am Abend Fleisch mit Gemüse und Nudeln.


Unsere Übernachtungsmöglichkeit

25.01.05

( Rörsjöstugorna, Särnmanskojan, Tangsjöstugan, Tangadalsstugan, Morbäckssätern, Sörsjön )
Wir verlassen die Hütte erst nach elf Uhr, da es doch wieder einige Zeit gedauert hat, bis alle Arbeiten erledigt sind. Mittlerweile klappt das Anschirren der Hunde deutlich schneller als am ersten Tag.


Eingeschneite Hütte

Man weiß auch so langsam, welcher Hund mitspielt und sich ruhig verhält und wer eher spielen will, gestreichelt werden möchte und sich quer stellt.


Beim Anschirren

Anfangs fahren wir den gleichen Weg, den wir gestern gekommen sind, zurück. An der Weggabelung bei der Tangadalsstugan biegen wir jedoch nach links ab. Nach einigen Kilometern geht förmlich ein Ruck durch den Schlitten. Die Hunde beschleunigten denn im Tal sind Bäume zu sehen und das motiviert anscheinend nach zwei Tagen purer Eislandschaft. Da es zusätzlich auch noch bergab geht, versuche ich den Schlitten abzubremsen, was allerdings Dank des eisigen Untergrundes nicht gelingt. Dann wird mir eine der roten Wegmarkierungen zum Verhängnis. Bremsend läßt sich ein Schlitten kaum lenken und so bleibe ich mit ihm an der Wegmarkierung hängen. Durch den Ruck falle ich über ihn und landete vorne auf dem Schlitten. Die Hunde schauen sich vorwurfvoll um und Ihr Blick sagt so etwas aus wie "Was macht der Kerl da hinten eigentlich?". Nachdem ich meine Knochen sortiert habe und mir außer einer Schienenbeinprellung und einer angeknacksten Rippe nichts passiert ist, beginne ich den Schlitten aus der Wegmarkierung herauszulösen. Kurz darauf geht es noch ein Stück weiter, aber die nächste Rechtskurve ist so steil, dass wir sie nur hintereinander zu zweit fahren konnten. Einer steht hinten auf der Bremse, während der andere sich zwischen die Hunde stellt und die Zugleine festhällt. Nach dieser Stelle geht es durch wunderschönen Tiefschnee den Wald weiter bergab. Die Hunde spüren langsam, dass es nach Hause geht und so fahren wir trotz Dunkelheit rasant nach Hause. Nach dem Abschirren der Hunde gönnen wir uns eine warme Dusche und am Abend besucht Kristin uns abermals mit Ihrer Tochter zum Abendessen.

26.01.05

(Sörsjön, Njupeskär, Idre)
Gegen halb elf holt uns Thomas, ein Tourenbegleiter von Rucksack Reisen, in Sörsjön ab, um uns nach Idre zu bringen. Auf dem Weg halten wir am Nationalparkcenter und machten eine zweistündige Schneewanderung zum gefrorenen Wasserfall Njupeskär und wieder zurück zum Fahrzeug. Am Abend treffen wir in Idre ein und beziehen unsere Hütte.


Der gefrorene Njupeskär

27.01.05

(Idre, Städjan, Idre)
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Kleinbus zum Idrefjäll hinauf, dem größten schwedischen Alpinskigebiet. Das Skiareal ist auf einen Berg begrenzt und hat ungefähr die Größe von Skigebieten im Sauerland. Schon wenige Meter weiter trifft man auf unberührte Natur. Am Parkplatz schnallen wir uns Schneeschuhe unter und gehen hinauf zum 1131m hohen Städjan. Der Endanstieg bis zum Gipfel geht für einen Schneeschuhneuling abenteuerlich an einem Grat hoch. Nachdem wir vier Stunden später wieder am Kleinbus angekommen sind und es noch früh genug ist, entschied ich mich mit zwei anderen Gästen per Langlaufski nach Idre abzufahren. Die Loipe vom Skigebiet bis zum Ort geht über 10km immer leicht bergab und endet nach einem kurzen Stück beleuchteter Loipe an einer Straße, über die man direkt wieder zum Rucksack Camp nach Idre kommt. In Schweden findet man häufig beleuchtete Loipen und Skipisten, da es dort im Winter recht früh dunkel wird.

28.01.05

(Idre, Grövelsjön, Idre)
Wir fahren nach Grövelsjön zum dortigen Langlaufgebiet. Dort unternimmt ein Teil der Gruppe eine Schneeschuhwanderung und ich mit dem Rest eine Langlauftour. Die letzten 3 km führen über ungespurtes Gelände zurück zum Ausgangspunkt.

29.01.05

(Idre, Idrefjäll, Idre)
Wir fahren mit dem Kleinbus zum Idrefjäll hinauf und absolvieren eine 10km Langlaufrunde. Um zwölf Uhr geht es wieder hinunter nach Idre, wo wir dann noch einige Souvenirs kaufen können. Nach dem Abendessen fährt der Bus um 18:00 Uhr zurück nach Deutschland.

30.01.05

(Hamburg, Duisburg)
Um elf Uhr in Hamburg angekommen und dann per IC weiter zurück nach Duisburg.

Informationen:
Jede Menge Bilder der Tour
Homepage des Nationalparkes Fulufjäll
Broschüre des Nationalparkes Fulufjäll (inklusive Karte)
Homepage des Skigebietes in Idre mit Webcam und Wettervorhersage
Pistenkarte Idrefjäll
Karte Särna, Idre, Grövelsjön
Homepage des Veranstalters Rucksack Reisen
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