Mittenwalder Höhenweg
Anfang August 2005. Das Wetter ist leider zu instabil, um den
Jubiläumsgrat zu wagen. Außerdem hat es erst wenige Tage vorher
Schneefälle bis 2000m herunter gegeben und die Temperaturen der Zugspitze
sprechen nicht für eine eisfreie Begehung. Eine Alternative muss also her.
Die ist mit dem Mittenwalder Höhenweg auch schnell gefunden. In den
letzten Jahren habe ich dreimal versucht, diesen Weg zu gehen, aber jedes Mal
haben mir das Wetter oder ein kaputtes Knie einen Strich durch die Rechnung
gemacht.
Mittenwald liegt an der Isar und der Bahnlinie Garmisch-Partenkirchen Innsbruck.
Sowohl Mittenwald wie auch Scharnitz sind durch ihre Bahnhöfe gut
angebunden. Die beste Karte für diese Region ist die Alpenvereinskarte
Karwendelgebirge, Westliches Blatt, Nummer 5/1 im Maßstab 1:25.000.
Übersichtskarte
Am Morgen des 11ten August 2005 fahren wir mit
der ersten Gondel der Karwendelbahn um halb neun Uhr bis zur Bergstation in
2244m Höhe. Während der Fahrt überfliegt man die Mittenwalder
Hütte (1515m) und sieht ständig den nicht anspruchslosen Aufstiegsweg.
Für knapp 10 Euro erspart man sich die 1324 Höhenmeter Aufstieg.
Bergstation der Karwendelbahn
Oben angekommen machen wir einen kurzen Abstecher in den Tunnel zum Dammkar,
und von einer Tunnelöffnung schauen wir auf Deutschlands längste
Freeride Piste. Im Winter sind hier bei guten Schneebedingungen Abfahrten
bis nach Mittenwald möglich.
Nach wenigen Minuten kehren wir um und begeben uns zum Einstieg des
Klettersteiges. Dort legen wir unsere Ausrüstung an und steigen vorerst
noch ohne Helm in den Klettersteig ein. Der Klettersteig ist etwa 5 Kilometer
lang, und ungefähr 1500m Drahtseil und einige Leitern sichern die
gefährlichsten Stellen ab. Man überschreitet auf ihm diverse Gipfel.
Zuerst kommt die Nördliche Linderspitze, dann kurze Zeit später die
Mittlere und Südliche Linderspitze. Im weiteren Verlauf Sulzleklammspitze
und Kirchlespitze.
Ein wenig Neuschnee liegt noch an schattigen Stellen
Der Mittenwalder Höhenweg gilt verglichen mit anderen Klettersteigen als
wenig schwierig. Am Anfang sind wir allerdings überrascht, wie abgespeckt
und damit glatt die Steine sind. Der Weg wird also ziemlich häufig
begangen. Trittsicherheit und gutes Schuhwerk ist hier angesagt. Im Verlauf des
Weges wird es aber etwas besser.
Einige kleine Restschneefelder von den überraschenden Schneefällen
der vergangenen Tage stören nicht wirklich, machen einem aber immer wieder
bewusst, dass man im Hochgebirge unterwegs ist und das Wetter bei optimalen
Bedingungen leichte Wege schnell in eine ziemlich gefährlich Angelegenheit
verwandeln kann.
Gut gesichert auf dem Klettersteig
So sollte man auch vor Begehung dieses Gratweges den Wetterbericht einholen
und vor allen Dingen bei Gewitterneigung von einer Begehung absehen. Das viele
Eisen auf dem Grat wirkt dann nämlich als Blitzableiter, wie man an einigen
Einschlagspuren am Drahtseil sehen kann.
Angstfreie Bergdohlen
Schön an diesem Klettersteig ist, dass er einem immer wieder Stellen
bietet, an denen man ausruhen kann und Nachfolgende passieren können. Ganz
im Gegensatz zum Höllentalanstieg auf die Zugspitze, wo jede Pause einen
Stau verursacht. Sobald man sich niederlässt und den Rucksack öffnet,
sind dann auch die hungrigen Bergdohlen da, die einem ohne Angst aus der Hand
fressen.
Es bieten sich spektakuläre Tiefblicke zur rechten Seite nach Mittenwald
und später nach Scharnitz und zur linken Seite in die Karwendeltäler
und zur Pleisenspitze.
Unterwegs trifft man am Gamsanger dann auf eine Schutzhütte mit einem
Fahrradverbotsschild an der Tür. Wir haben kurz hineingeschaut und zu
einer geplanten Übernachtung lädt das Innere wirklich nicht ein.
Wer allerdings bis dort mit dem Fahrrad unterwegs ist, war mir auch nicht
wirklich klar, würde ich aber gerne mal sehen.
Schutzhütte mit Fahrradverbotsschild
Spätestens hier begibt man sich nun auch in Gelände, welches einen
Helm sinnvoll erscheinen lässt, wenn man ihn nicht schon an den langen
Leitern vorher aus dem Rucksack geholt hat.
Eine Stelle, an der sich der Helm rentieren kann
An der nächsten durch Trittstifte entschärften Felsspalte erinnert
dann auch eine Gedenktafel an ein Steinschlagopfer und mahnt die nicht nur
theoretische Gefahr.
Der Weg ist auf dem Grat klar zu erkennen
Kurze Zeit später geht es dann wieder auf dem Grat entlang. Der Weg ist
klar zu erkennen und verlaufen kann man sich dort eigentlich nicht, da es weiter
rechts oder links keine Möglichkeit gibt. Man sieht dann irgendwann den
Brunnensteinanger, die Tiroler Hütte und die Brunnensteinspitze und hat es
dann auch fast geschafft.
Blick zur Tiroler Hütte und Brunnensteinspitze
Die Tiroler Hütte, eine kleine Privathütte, hat geschlossen aber wir
haben es uns nicht nehmen lassen, die Brunnensteinspitze mit seiner netten
Aussicht auf Scharnitz zu besteigen. Zurück zur Scharte geht es dann in
ihr anfangs ziemlich steil hinunter Richtung Brunnsteinhütte. Ab der
Baumgrenze wird der Weg aber angenehmer.
Die Brunnsteinhütte
Nach einem Radler an der Hütte steigen wir weiter ab und über den
Leitersteig zurück nach Mittenwald und zur Talstation der Seilbahn. Um
kurz nach fünf sind wir am Ziel.
Alle Fotos stammen von Frank Gnaegy. Ungefragtes kopieren der Fotos und des Textes verboten.
Alternativrouten:
Möchte man auf die Seilbahn verzichten so empfiehlt sich von Mittenwald
der Aufstieg zur Mittenwalder Hütte mit Übernachtung dort. Am
nächsten Morgen dann Aufstieg zur Bergstation der Seilbahn, Mittenwalder
Höhenweg und Abstieg zur Brunnsteinhütte mit Übernachtung dort.
Am nächsten Tag dann Abstieg nach Mittenwald.
Man kann von Scharnitz auch durchs Dammkar aufsteigen und in der Dammkar
Hütte (1667m) übernachten. Von Ihr gelangt man dann über die
Westliche Karwendelspitze zum Einstieg des Klettersteiges.
Von der Brunnensteinspitze kann man über den Pürzelgrat nach
Scharnitz absteigen.
Von der Bergstation der Seilbahn lässt sich die westliche Karwendelspitze
besteigen, bevor man in den Klettersteig einsteigt.
Die Hauptrichtung auf dem Klettersteig ist von der Seilbahn zur Tiroler
Hütte. Es empfiehlt sich nicht während der Fahrtzeiten der Seilbahn
in die andere Richtung zu gehen, da man gerade an den Leitern mit langen
Wartezeiten zu rechnen hat. Ist eine solche Begehung geplant, dann kann man
auf den Brunnsteinhütte übernachten und dort sehr früh
aufbrechen. Man geht dann hoch zu Tiroler Hütte und startet dort
spätestens um 5 Uhr in den Klettersteig. Man ist dann auf jeden Fall vor
9 Uhr durch und kann, wenn man nicht mit der Seilbahn abfahren will über
den Heinrich Noe Weg zurück zur Brunnsteinhütte gehen.
Beim Abstieg kann man von der Brunnsteinhütte auch direkt bis zum Talgrund
absteigen und dann über Wirtschaftswege nach Mittenwald gelangen. Das ist
aber langweiliger als der nette Leitersteig.
Informationen:
Gebietsinformationen vom Karwendelprofi
Routeninformationen auf via-ferrata.de
Karwendelbahn
Mittenwalder Hütte
Brunnsteinhütte
Jo's Hüttenliste
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